Essen.. Amsterdam bietet viele Attraktionen, die Besucher in die Stadt ziehen. Das besondere Markenzeichen der Stadt, die Grachten, sind dabei heute noch relevant und eigenen sich für Touristen als Verkehrswege. “Hop on hop off Canal Busse“ bieten eine staufreie Alternative zum Nahverkehr auf der Straße
Der alte Publikumsmagnet Amsterdams avancierte schnell auch zum neuen. Die Rede ist vom Rijksmuseum mit seinen weltberühmten Meisterwerken des Mittelalters, allen voran das Gemälde „Nachtwache“ des Niederländers Rembrandt van Rijn von 1642. Der historische Prachtbau hatte bis April 2013 für zehn Jahre geschlossen, wurde um ein modernes Hauptgebäude, einen Park und Kunst des 20. Jahrhunderts erweitert, sein altes Gemäuer renoviert und die Präsentation der alten Meister, ob Frans Hals, Jan Steen, Johannes Vermeer oder eben Rembrandt van Rijn, optimiert. Seit der Kunsttempel seine Tore wieder geöffnet hat, strömen wieder Touristen aus aller Welt hinein.
Das Rijksmuseum ist nur eine von vielen Attraktionen der im Mittelalter begründeten Hafen-, Handels- und Universitätsstadt mit ihren aktuell rund 800.000 Einwohnern. Die Metropole an den Flüssen Amstel und Ij ist auch selbst ein Kunstwerk – nicht nur wegen ihrer top erhaltenen Altstadt aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Vielmehr wird manches historische Gebäude gekonnt kombiniert mit moderner Architektur. Auch typisch und top: das pulsierende Leben, der oft progressive Lifestyle, aber auch die Idylle. Und die wird gepflegt, nicht nur an den lauschigen Kanälen – den Grachten.
Mit dem Canal-Bus durch die Grachten
Als „Grachtengürtel“ sind sie nach wie vor praktische Verkehrswege, nicht nur für Boote zum Sightseeing und Candlelight-Diner. Denn bestimmte Boote pendeln wie Busse zwischen gefragten Zielen, beliebig ein- und aussteigen ist die Devise. Zu erkennen sind sie am Schriftzug „Hop on hop off Canal Bus“ auf ihrem Rumpf. Sie fahren bequem und staufrei. Wer dagegen Straßenbus bzw. Fiets, sprich Fahrrad, nimmt, liefert sich dem meist regen Betrieb in den engen Straßen aus. Die werden noch viel enger durch verwegen radelnde Locals. Zum Canal Bus raten Insider gerade auch Familien. In der Stadt ist Fahrradfahren für Kinder gefährlich, die Straßenbahn ist langweilig, der Bus steht oft im Stau. Der Canal Bus nicht, und der macht sogar Spaß.
Die Fahrt über Amsterdams Grachtengürtel hat sogar noch mehr Tradition als das Fahrradfahren. Er feierte im letzten Jahr ein Jubiläum, 400 Jahre war es da her, dass mit seinem Bau südlich des Ij-Ufers begonnen wurde. Heuer steuern Kanal-Busse via westliche Grachten Anne Frank Museum, Leidseplein, Vondel-Park und Rijksmuseum an, via östliche das Technologiemuseum Nemomit seiner „grünen“ Architektur und das Maritim Museum, ein Muss für Freunde der Seefahrt. Hop on hop off geht es zur Ex-Heineken-Brauerei, heute Museum, und zum futuristischen Muziekgebowaan’tIj.
Schmale Gebäude – abertief und mit viel Luxus
Aber meist fahren die Kanal-Busse die Grachten entlang durch die Altstadt, wo sich diese typischen historischen Häuser aneinanderkuscheln. Und jeder ihrer Stopps ist idealer Ausgangspunkt für Erkundungen zu Fuß. Vom Halt etwa am Museumsplein sind es nur wenige Minuten zu Fuß zu Rijksmuseum,Van Gogh Museum, Diamond Museum und Stedelijk Museum. Ebenso am Museumsplein residiert im historischen Bau mit dem prunk- und klangvollen Konzertsaal das weltweit hoch reputierte Königliche Concertgebow Orchester. Auch schnell erreicht von hier oder vom nächsten Halt Leidseplein/Vondel-Park: die P.C. Hoofstraat. Sie ist eine der teuersten Einkaufsstraßen des Landes.
Von hier sind es auch nur wenige Minuten zu den bekanntesten unter den rund 200 Grachten: Prinsen- und Keizersgracht. Sie bilden den äußersten Rand im südlichen Kanalgürtel und mit der Herengrachts eine der drei Hauptgrachten. Die Ufer rechts und links säumen die nicht nur für ihre Zeiten luxuriös gestalteten Häuser der reichen Kaufleute aus dem Goldenen Zeitalter der Niederlande im 17. Jahrhundert. Auch wenn die Gebäude meist sehr schmal waren – sie haben reichlich Tiefe und somit viel Raum für Pracht und Prunk. Vom Reichtum zeugen außen prunkvolle Giebel. Manche Häuser stehen heute jedermann zum Besuch offen, auch das in der Keizersgracht 672.
Das Haus war 1672 von den Van Loons erbaut worden. Die hatten 1602 die Niederländische Ost-Indien-Gesellschaft – im 17. und 18. Jahrhundert eines der weltweit größten Handelsunternehmen – mit begründet und umgaben sich zu Hause mit allerhand Luxus.
Foto von Obama und Nachtwache ging um die Welt
Wer die Prinsengracht nach Nordwesten läuft, kommt zur Hausnummer 267, heute Museum und Mahnmal zu Ehren des Holocaust-Opfers Anne Frank. Man kann dorthin auch den Kanal-Bus nehmen und spaziert danach weiter zu Dam, Königlichem Museum, Madame Tussaud und zum gut sortierten Kaufhaus Bijenkorf. Und/oder zur Straße Spui mit den historischen Universitätsgemäuern und dem Beginenhof, früher eine Art Kloster mit Kirche und kleinem Garten. Es geht auf das 13. Jahrhundert zurück, steht Besuchern heute offen und gilt auch ohne Klosterbetrieb weiter als Ort der Stille.
Das gilt für den Publikumsmagneten Nachtwache im Rijksmuseum nicht. Vor dem Gemälde wirken aber auch selbst Vertreter der wichtigsten Industrienationen klein. Sie gaben sich im März dort die Ehre, anlässlich ihres G7-Treffens in Den Haag. Am 24. März fand einer ihrer Pressetermine im Rijksmuseum statt, genau vor dem Gemälde. Das Foto von Obama und Nachtwache ging um die Welt.