Den Haag. . Die Niederlande wird für deutsche Studenten immer attraktiver. Doch nun will das Nachbarland nicht länger allein für die Ausbildung der Deutschen bezahlen und fordert eine Beteiligung an den Kosten. NRW gibt sich gelassen.

Deutschland soll für die Ausbildung seiner Studierenden in den Niederlanden künftig zahlen. Entsprechende Pläne kündigte das niederländische Bildungsministerium in einem Schreiben an das Parlament an. In dem Brief, den das Ministerium kurz vor Weihnachten an die Parlamentarier sandte, erklärte der zuständige Staatssekretär Halbe Zijlstra, sich in der Angelegenheit mit den deutschen Behörden in Verbindung setzen zu wollen.

Denkbar sei beispielsweise die Einrichtung eines Erstattungssystems wie es in ähnlicher Form bereits mit Dänemark und Schweden existiere, sagte ein Ministeriumssprecher am Dienstag der Nachrichtenagentur dapd. Nordrhein-Westfalen räumt entsprechenden Plänen allerdings wenig Chancen ein.

Anschwellender Studentenstrom

Mit 24.000 Studenten im Jahr 2010 sind die Deutschen die größte Ausländergruppe an niederländischen Hochschulen. Und ihre Zahl wächst. Um satte 14 Prozent ist ihre Zahl den Angaben zufolge in den Vergangenheit geklettert – schneller als der irgendeines anderen Staates. Und ein Ende des Trends ist nicht in Sicht. Wegen der Abschaffung der Wehrpflicht und der Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Jahre rechnet Den Haag noch mit einem weiteren Anstieg.

Grundsätzlich können die Niederländer der Tatsache, dass sie als Studienstandort so bliebt sind, dabei auch Gutes abgewinnen. So höben ausländische Studierende oft sogar das Ausbildungsniveau, heißt es in dem Brief an das Parlament, mit dem das Wissenschaftsministerium auf ein Parlamentsanfrage reagierte. Darin war es gebeten worden, Kosten und Nutzen ausländischer Studierender in den Niederlanden zu analysieren. Diese Analyse sei noch nicht abgeschlossen, betonte der Sprecher. Da deutlich mehr Studenten in die Niederlande kommen als ins Ausland gehen, ist jedoch klar, dass deren Ausbildung die Niederlande Geld kostet. Zwar zahlen die Studenten häufig Studiengebühren – diese reichen in der Regel jedoch nicht aus, um die tatsächlichen Kosten zu decken.

NRW gibt dem Anliegen wenig Chancen

In Nordrhein-Westfalen, eines der Länder, an die sich die Niederländer mit ihrem Anliegen wenden wollen, gibt man sich unterdessen betont gelassen. Bislang hätten die Niederländer sich in dieser Angelegenheit noch nicht an das Ministerium gewandt, erklärte ein Sprecher. „Das ist uns noch neu.“ Erfahrungen mit ähnlichen Bestrebungen seitens Österreichs in der Vergangenheit hätten aber gezeigt, dass es „rechtlich schwierig bis unmöglich“ sei, eine derartige Kompensation einzufordern, hieß es. Schließlich gebe es in Europa eine freie Universitätswahl. Und die Studenten bezahlten bereits Studiengebühren für ihre Ausbildung. (dapd)