Witten. . Mit Blick auf die Uni-Erweiterung plant ein Bauträger am Bebbelsdorf Studentenwohnungen. Die Politik lässt die Pläne aber noch einmal prüfen.
Die Erweiterung der Uni Witten rückt in greifbare Nähe. Vorher muss bereits das Parkhaus für die Hochschule fertig sein. Ein privater Investor will zudem in noch fußläufiger Entfernung, am Bebbelsdorf, neue Mietwohnungen bauen, die besonders für Studenten geeignet sind. Den Bedarf dafür sieht die politische Mehrheit im Rathaus zwar auch, hat für das Projekt jetzt aber weitere Hürden aufgestellt.
Die Uni Witten sucht über ein Bieterverfahren Architekten und Bauträger, die das neue Campusgebäude errichten. Sie verhandele derzeit mit drei Bauträgern, berichtete jetzt Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. Die Auswahljury, der er angehört, habe bereits getagt. „Wir haben schöne Entwürfe gesehen.“ Anfang 2019 soll die Entscheidung für einen Entwurf und den Projektträger fallen. „Anfang 2020 will die Uni auf der Baustelle sein.“
Trägerschaft für Parkhaus wird ausgeschrieben
Das neue Campusgebäude mit Seminar- und Laborräumen und einer Uni-Bibliothek wird auf dem heutigen Parkplatz zwischen dem Hauptgebäude und dem FEZ errichtet.
Dort fallen dann 160 bis 180 Stellplätze weg. „Das funktioniert nicht ohne Parkhaus“, so Rommelfanger. Das Parkhaus mit 400 bis 500 Plätzen soll neben dem ZBZ gebaut, der Bebauungsplan dafür im November beschlossen werden. Die Universitätsgesellschaft und die Stadt Witten wollen einen Investor finden, der es baut und betreibt. Die Ausschreibung soll in Kürze rausgehen, so Rommelfanger. Frühzeitig will die Stadt außerdem ein Parkraumbewirtschaftungskonzept erstellen. Das soll verhindern, dass das schöne neue, aber kostenpflichtige Parkhaus leer stehen wird, und sich gleichzeitig der Parkdruck in der weiteren Nachbarschaft erhöht.
Wohnungen für Singles und Familien
Mit Blick auf die Erweiterung der Uni von 2400 auf 3000 Studenten möchte die Frielinghaus Projektentwicklungs- und Bauträger GmbH auf dem Gelände der heutigen Gärtnerei Schüren am Bebbelsdorf in zweiter Reihe ein neues Wohnquartier errichten. Das Projekt soll fünf zweigeschossige Gebäude mit begrüntem Flachdach und 48 barrierearme Mietwohnungen mit Grundrissen zwischen 48 und 96 m2 umfassen. Zielgruppe sind Singles, Studenten, aber auch Wohngemeinschaften und Familien.
Im seit März 2017 laufenden Bauleitplanverfahren haben Bürger zahlreiche Bedenken vorgetragen. Die Bebauung sei zu massiv, sie diene nur den Interessen des Investors. Die Wohnqualität im Bebbelsdorf werde durch zusätzlichen Lärm und Verkehr nicht verbessert, sondern verschlechtert. Schon heute gebe es dort zu wenige Parkplätze. Die Stadt hatte u.a. ein Verkehrs- und ein Schallgutachten erstellen lassen, die Einwände abgewiesen und das Projekt befürwortet. Das (südliche) Bebbelsdorf könne den Zusatzverkehr verkraften. Die Immissionswerte, insbesondere verursacht durch die A44, überschritten schon heute die Orientierungswerte für allgemeine Wohngebiete von 55 dB(A) tags und 45 dB(A) nachts, lägen aber auch mit dem zusätzlichen Verkehr durch das neue Wohngebiet weiterhin unter den als gesundheitlich bedenklich geltenden Werten von 70 dB(A) bzw. 60 dB(A). Laut Stadt werden im Neubaugebiet außerdem 1,5 Stellplätze pro Wohneinheit zur Verfügung gestellt, Pflicht sind nach der städtischen Satzung 1,0 Stellplätze.
SPD: Garagen oft anders genutzt
Entgegen dem Vorschlag der Stadt, den Entwurf des Bebauungsplans zu beschließen und dann öffentlich auszulegen, vertagte der Ausschuss für Stadtentwicklung vergangene Woche die Entscheidung. Er gab der Stadt den Auftrag, die Bauhöhen und die Stellplatzfrage noch einmal zu prüfen. Sprecher des Bürgerbündnisses begrüßten das Projekt am Bebbelsdorf grundsätzlich. „Es gilt aber abzuwägen zwischen einer übermäßigen Nachverdichtung und gesunden Wohn- und Lebensverhältnissen“, so Arnulf Rybicki (CDU). Henning Jaeger (SPD) zweifelte an, ob man Garagen künftig noch voll als Stellplätze anrechnen könne, da sie erfahrungsmäßig oft „als Ersatzlager“ genutzt würden.
>> Bauhöhe und Öko-Dächer
Der Bauträger plant im Bebbelsdorf mit zwei Vollgeschossen plus zurückgesetztem Dachgeschoss (Attika). Im Planungsrecht gilt das – wie bei Dachgauben – noch als zweigeschossig. Die geplante maximale Bauhöhe (Oberkante Attika) entspreche der Firsthöhe der Satteldächer in der Nachbarschaft, so die Stadt.
In einem Baugebiet dürfen 40 Prozent der Grundfläche bebaut werden. Bei grünen Dächern darf etwas dichter bebaut werden. Das habe man aber nicht vor, sagte Architekt Yeghishe Guetsoyan dieser Zeitung. Er bedauerte die Vertagung: „Wir wollen vor allem schnell bauen, um rechtzeitig fertig zu sein für die Studenten, die kommen.“