Essen/Leverkusen. Nach Mängeln am Stahl kündigt Straßen.NRW den Bauvertrag. Der Neubau verzögert sich dadurch erheblich. Der ADAC warnt vor einem “Super-Gau“.
Essen. Straßen.NRW muss sich einen neuen Partner für den Bau der Leverkusener Rheinbrücke suchen. Wie der Landesbetrieb am Freitag mitteilte, hat die Behörde den Vertrag mit dem österreichischen Bauunternehmen Porr zum Neubau der A1-Autobahnbrücke bei Leverkusen gekündigt. Als Grund nannte Straßen.NRW gravierende Mängel bei der Verarbeitung der Stahlbauteile, die weder die deutschen Normen noch die vertraglichen Vereinbarungen erfüllten. Die Fertigstellung der ersten von zwei neuen Brückenhälften auf der Autobahn 1 verzögert sich damit um anderthalb Jahre und ist nun für September 2023 geplant. Zuletzt galt Ende 2021 als Bauziel, wie ein Sprecher von Straßen.NRW der WAZ bestätigte.
Minister Wüst: "Keine Abstriche bei Qualität und Sicherheit"
Trotz vieler Gespräche habe man keine Einigkeit über den Umgang mit der Vielzahl der Mängel erzielen können, begründete Straßen.NRW-Direktor Sascha Kaiser den Schritt. „Das zwingt uns dazu, einen neuen Partner zur Fertigstellung der Brücke zu finden", so Kaiser. NRW Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) betonte: „Bei Qualität und Sicherheit der neuen Brücke dürfen keine Abstriche gemacht werden."
Der ADAC zeigte sich am Freitag alarmiert. „Die Leverkusener Brücke ist ein Nadelöhr für die gesamte Region. Eine Verzögerung des Neubaus verursacht volkswirtschaftliche Schäden in Millionenhöhe für Anlieger, Berufspendler und Transportunternehmen. Das Projekt darf durch die Neuausschreibung und drohende Gerichtverfahren mit dem gekündigten Bauunternehmen nicht zu einem noch größeren Desaster werden", sagte ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold. Die Haltbarkeit der alten Brücke sei ein Risikofaktor. Es dürfe deshalb nicht zum Stillstand auf der Baustelle kommen. Suthold: "Der Super-Gau wäre, wenn die alte Brücke vor Fertigstellung des ersten neuen Brückenteils komplett ausfallen würde.“
Am vergangenen Wochenende war bekannt geworden, dass aus China nach Europa importierte Stahlteile für den Brückenneubau erhebliche Mängel aufweisen. Verantwortlich für die Lieferung aus China ist der österreichische Baukonzern Porr, der die Brücke im Auftrag des Landesbetriebs Straßen.NRW bauen sollte.
Brücke soll weiter im Herbst 2023 fertig sein
Um den schnellen Weiterbau der Brücke zu gewährleisten, soll der Auftrag (Volumen: 365 Millionen Euro) bereits in der kommenden Woche neu ausgeschrieben werden. Mit Bonuszahlungen, Zwischenfristen und Vertragsstrafen solle ein zügiger Bauablauf gewährleistet werden.