Düsseldorf. Der Lehrkräftemangel ist schon jetzt eklatant. Laut Schulministerin Dorothee Feller „die mit Abstand größte Herausforderung für unsere Schulen“.
Nordrhein-Westfalen muss einer neuen Prognose zufolge bis zum Schuljahr 2031/32 rund 79.000 Lehrerinnen und Lehrer einstellen, um den Bedarf über alle Schulformen hinweg decken zu können. Zur Verfügung stehen in dem Zeitraum voraussichtlich nur rund 74 500 grundständig ausgebildete Lehrkräfte, wie das Schulministerium am Mittwoch mitteilte. Es müssten also zusätzlich 4500 Lehrkräfte eingestellt werden, um die Lücke zu füllen. Der Lehrkräftemangel sei „bundesweit die mit Abstand größte Herausforderung für unsere Schulen“, sagte Schulministerin Dorothee Feller (CDU).
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Die schwarz-grüne Landesregierung hatte angekündigt, bis 2027 zusätzlich 10 000 Lehrkräfte an die Schulen zu bringen. Schon jetzt ist der Lehrkräftemangel eklatant. Im Dezember waren nach Daten des Ministeriums rund 8000 von insgesamt etwa 165 000 Lehrerstellen in NRW nicht besetzt.
Sehr gute Beschäftigungsaussichten für Lehrkräfte in NRW
Die Zahl der bis 2031/32 benötigten Lehrkräfte verdeutliche, „dass auch in den kommenden Jahren grundsätzlich sehr gute Beschäftigungsaussichten für Lehrkräfte bestehen“, heißt es in der Prognose. Allerdings sollten Lehramtsinteressierte bereits vor Beginn ihres Studiums im Blick haben, dass die Berufsaussichten je nach Lehramt unterschiedlich seien. Für bestimmte Fächer gebe es in den kommenden Jahren kaum einen Einstellungsbedarf. Und es gebe auch Fächer, für die bereits viele noch relativ junge aktive Lehrkräfte im Dienst seien, etwa bei Geschichte.
Während an Grundschulen, Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen (Sekundarstufe I) sowie Berufskollegs und Förderschulen pro Jahr mehr ausgebildete Lehrkräfte eingestellt werden müssen als es im Angebot gibt, hat sich bei Gymnasien (Sekundarstufe II) ein Überhang aufgebaut. Dort gibt es mehr Lehrkräfte als jährlich benötigt. Das Land will Sek-II-Lehrer daher verstärkt dazu bringen, in den Schulformen zu unterrichten, wo der Einstellungsbedarf in den nächsten Jahren besonders hoch ist.
Land NRW setzt auch auf Seiteneinsteiger
Um die jetzt bestehenden Lücken möglichst schnell zu verkleinern, setze das Land kurz- und mittelfristig auch auf Seiteneinsteiger, sagte Ministerin Feller. Zudem sollten Alltagshelfer die Lehrkräfte entlasten. Die Landesregierung sei auch in Gesprächen mit Hochschulen über einen weiteren Ausbau der Studienanfängerplätze in den Lehrämtern für die Grundschulen und die sonderpädagogische Förderung. Denn langfristig würden vor allem mehr grundständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer benötigt, um die Unterrichtsversorgung dauerhaft zu verbessern.
Zuletzt war 2018 eine Lehrkräftebedarfsprognose veröffentlicht worden. Künftig soll die Prognose alle drei Jahre aktualisiert werden.
Der Verband Bildung und Erziehung NRW (VBE) erklärte, der starke Personalmangel dürfe nicht dazu führen, den Lehrer-Beruf unattraktiver zu gestalten. „Einschränkung der Teilzeit oder Abordnungen sind keine Werbung für unseren eigentlich so großartigen und wertvollen Beruf“, sagte der VBE-Landesvorsitzende Stefan Behlau. Die Landesregierung müsse bestmögliche Arbeitsbedingungen schaffen, um mehr Menschen besonders für die Schulformen der Sekudarstufe I und die Grundschule zu gewinnen. (dpa)