Düsseldorf. Vize-Ministerpräsident Stamp (FDP) hat kritisiert, dass nicht alle Lehrer in der Corona-Zeit Einsatz zeigten. GEW fordert eine Entschuldigung.
Kurz vor Beginn des neuen Schuljahres in NRW hat Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) eine Debatte über die Arbeitsmoral von Lehrern während der Corona-Krise angezettelt. „Ich habe erlebt, dass es unglaublich viele Lehrerinnen und Lehrer gab, die mit sehr, sehr viel Kreativität versucht haben, diese schwierige Phase zu überwinden und wirklich auch mit täglichem Kontakt die Schülerinnen und Schüler weiter zu unterrichten und die Lerninhalte zu vermitteln", sagte Stamp dem WDR. Allerdings schränkte der FDP-Politiker ein: Er habe auch erlebt, „dass manche abgetaucht sind und es sich im Lockdown etwas bequemer eingerichtet haben".
Der eigentlich für das Familien- und Integrationsressort zuständige Minister, der selbst zwei Töchter hat und in Bonn lebt, verwies auf Erfahrungen im Bekanntenkreis während der monatelangen Schulschließung. Außerdem wisse er von Lehrern, die sich selbst über weniger engagierte Kollegen beschwerten.
GEW-Landeschefin fordert Entschuldigung
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Damit bekräftigte Stamp seine Kritik, die er zuvor schon im „Sommerinterview“ mit dem Sender RTL geäußert hatte. Die Lehrerverbände zeigten sich verärgert über die Äußerungen. Die Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Maike Finnern, forderte am Freitag eine Entschuldigung Stamps: „Es geht nicht, dass der Dienstherr sich so despektierlich äußert.“ Der FDP-Politiker wolle bloß von Versäumnissen der Landesregierung während der Corona-Krise ablenken und tue vielen der landesweit 200.000 Lehrkräfte „total unrecht“, sagte Finnern.
Schulministerin Yvonne Gebauer, die wie Stamp der FDP angehört, steht seit Wochen in der Kritik, weil ihre Kommunikation während der Pandemie gegenüber Lehrern und Eltern als stark verbesserungswürdig empfunden wurde. Die GEW sieht die 6000 Schulen in NRW schlecht vorbereitet auf den Wiederbeginn des Präsenzunterrichts am Mittwoch.
GEW: Maskenpflicht in der Hitzewelle eine große Belastung für Schüler
Mit der verhängten Maskenpflicht während des Unterrichts gehe NRW einen bundesweiten Sonderweg, der gerade während der aktuellen Hitzewelle große Belastungen für die Schüler mit sich bringe, kritisierte Finnern. Das Schulministerium habe es versäumt, Konzepte vorzulegen, die den Unterricht entzerrt und Abstand ermöglicht hätten, beklagte die GEW-Chefin. Zudem seien an einzelnen Schulen wegen zusätzlicher Corona-bedingter Ausfälle bis zu 30 Prozent unbesetzte Lehrerstellen zu erwarten. Die Landesregierung klammere sich an die „Fiktion eines Regelbetriebs“.