Kalkar. Rüdiger Lucassen, der AfD-Bundestagsabgeordnete aus Euskirchen, kokettiert mit seiner Soldatenvergangenheit und legt sich mit dem „Flügel“ an.

Drei Wochen vor der Landtagswahl in Thüringen hat sich der größte AfD-Landesverband NRW vom betont radikalen Auftreten der AfD in Ostdeutschland distanziert. In den vergangenen drei Monaten war die NRW-AfD von Gefolgsleuten des umstrittenen Thüringer Parteichefs Björn Höcke geleitet worden. Ein Parteitag korrigierte das am Wochenende und wählte den Ex-Bundeswehroberst Rüdiger Lucassen zum alleinigen Sprecher.

In der Pose des Offiziers - Rücken gerade, Brust raus – stellte sich der Euskirchener im Freizeitzentrum „Wunderland“ in Kalkar vor die Kameras und kündigte an, seinen „Auftrag zu erfüllen“. Er meint damit einen Spagat. Lucassen distanziert sich einerseits vom extrem radikalen Auftreten der Ost-AfD und ihrem Top-Protagonisten Björn Höcke. Er erklärte aber auch, er werde nächste Woche nach Thüringen reisen und Höcke im Wahlkampf helfen.

Gegen das Kopieren der Ost-AfD

Im Westen, findet der 68-Jährige, sei die AfD jedenfalls nicht gut beraten, die „rückwärtsgewandte Politik“ des „Flügels“ um Björn Höcke zu kopieren. Es wäre „grenzenlos naiv, die Arbeit der AfD in Ostdeutschland zu kopieren“, sagte er. Eine Mehrheit der Delegierten folgte diesem Kurs. Aber 40 Prozent hielten in Kalkar dem Rechtsausleger Thomas Röckemann die Treue. Lucassen soll nun Brücken bauen zwischen Lagern, die sich spinnefeind sind. Vor der Halle in Kalkar demonstrierten Bürger gegen beide Lager.

Rüdiger Lucassen ist verteidigungspolitischer Sprecher der AfD im Bundestag und kokettiert mit seiner Soldatenvergangenheit, weil die in AfD-Kreisen gut ankommt. Im militärischen Jargon stimmte er die AfD auf den Kommunalwahlkampf in NRW ein. „Ich will mit Ihnen Bürgermeisterposten erobern und in Rathäuser einziehen.“ Der Ex-Hubschrauberpilot warb für „preußische Tugenden“. Mit ihm werde es keinen „Personenkult“ und Hochglanzmagazine mit seinem Konterfei geben. Konkurrent Thomas Röckemann hatte solche Magazine in Kalkar auf die Tische legen lassen. Es gehe ihm auch „nicht um Befehl und Gehorsam, sondern darum, etwas gemeinsam zu erreichen“. Röckemann hatte zuvor direkt auf den Soldaten Lucassen gezielt: „Die AfD ist kein Kasernenhof, kein Selbstbedienungsladen.“

Unterstützung für Militärs in Arabien?

Andreas Preis, chancenloser dritter Kandidat für den Vorsitz, warf Lucassen vor, nach dessen Armeezeit eine Firma, die pro-ades GmbH, geführt zu haben, die „Menschen im arabischen Raum das Töten beigebracht hat“. Die Geschäftsführung hatte Lucassen nach seinem Start als Abgeordneter an seine Frau übergeben. „pro ades“ soll Militärs in arabischen Ländern beraten haben.

Sorgen, den AfD-Landesvorsitz und das Bundestagsmandat zeitlich nicht miteinander vereinbaren zu können, treiben Lucassen nicht um. „Ich habe nichts gegen Kurzstreckenflüge“, sagte der frühere Luftwaffenmann und nutzte so die Gelegenheit, sich gleich von seinen Hauptgegnern, den Grünen, zu distanzieren.