Düsseldorf. Am Samstag in Kalkar dürfte sich der Machtkampf in der NRW-AfD zwischen der extremen Rechten und moderateren Kräften entscheiden.
Drei Monate nachdem die Spitze der NRW-AfD im Chaos auseinanderfiel, treffen die zerstrittenen Lager am Samstag beim Landesparteitag in Kalkar erneut aufeinander. Das dortige Freizeitzentrum „Wunderland“ dürfte dann Schauplatz eines „Showdowns“ sein zwischen Delegierten, die sich selbst als „bürgerlich“ bezeichnen und anderen, die dem „Flügel“ um den umstrittenen Thüringer AfD-Rechtsaußen Björn Höcke nahe stehen.
Anfang Juli war in Warburg ein AfD-Parteitag vorzeitig abgebrochen worden. Der damalige Co-Parteichef in NRW, Helmut Seifen, trat damals mit acht weiteren Vorstandskollegen zurück. Drei andere, die dem extrem nationalistischen Lager zugerechnet werden, blieben im Amt, obwohl viele Teilnehmer ihnen wütend immer wieder „Haut ab“ entgegen brüllten. Seitdem wird der mit rund 5300 Mitgliedern größte AfD-Landesverband allein vom Höcke-Gefolgsmann Thomas Röckemann sowie von Christian Blex und Jürgen Spenrath geleitet.
Röckemann gegen Lucassen?
Drei Wochen vor der Landtagswahl in Thüringen könnte in Kalkar entschieden werden, ob sich in der aus Parteisicht besonders wichtigen NRW-AfD Kräfte durchsetzen, die den Rechtsaußenkurs der Partei in Ostdeutschland kopieren möchten oder eher „gemäßigte“ Funktionäre. Im zweiten Fall würde die Zerrissenheit zwischen der AfD im Westen und der im Osten noch deutlicher sichtbar.
Die Gräben zwischen den Lagern sind weiter tief. Es heißt, das Rumpf-Trio um Röckemann möchte erneut kandidieren und habe ein Team zusammengestellt, das in den Vorstand strebe. Die moderateren Kräfte setzen ihre Hoffnung auf Rüdiger Lucassen. Der 68-Jährige Ex-Oberst aus Euskirchen ist verteidigungspolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion und möchte offenbar Röckemann im Streit um den Parteivorsitz herausfordern. Während Lucassen kritisiert, die NRW-AfD sei gespaltener als je zuvor, hält sich der Mindener Röckemann zugute, zuletzt Ruhe in die Landespartei gebracht zu haben.
Nur noch ein oder weiter zwei Landesvorsitzende?
Über wichtige Details der Vorstandswahl wird bis zum Schluss erbittert gerungen. Während Lucassen und seine Gefolgsleute wegen der ständigen Grabenkämpfe in den Führungsduos künftig nur noch einen AfD-Landesvorsitzenden haben wollen, will Röckemann an der Doppelspitze festhalten. Er hat Verena Wester aus Solingen für den Co-Vorsitz ins Gespräch gebracht.
Der Parteitag wird überschattet von einem Bericht der „Neuen Westfälischen“ über einen Mitarbeiter der AfD-Landtagsfraktion, der für die extrem rechte „Identitäre Bewegung“ aktiv sein soll. Die Parteiregeln schließen diese Zusammenarbeit aus.