Düsseldorf. Die Noten-Hürden vor dem Beginn eines Studiums werden niedriger. Was Studieninteressierte wissen müssen, um die Chance zu nutzen .

Seit Jahrzehnten dämpfen Zulassungsbeschränkungen an Hochschulen die Hoffnungen von Studieninteressierten. Doch der Numerus Clausus (NC) verliert einen Teil seines Schreckes, denn die Noten-Hürden vor dem Studium verschwinden nach und nach. Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) beschreibt diesen Trend auch für NRW.

Was ist ein Numerus Clausus?

Ein NC bedeutet nicht, dass eine bestimmte Abiturnote nötig ist, um sich einzuschreiben. Der Wert besagt zunächst nur, dass es für einen bestimmten Studiengang an einer Hochschule eine begrenzte Anzahl an Plätzen gibt. Der NC bezeichnet demnach stets die schlechteste Note, mit der ein Bewerber noch für einen Studiengang einen Platz erhielt und eingeschrieben wurde. Das kann sich von Jahr zu Jahr ändern.

Wie ist die Lage vor dem Wintersemester 2023/24?

Laut dem neuen „Numerus-Clausus-Check“ des zu Bertelsmann-Stiftung gehörenden CHE werden die Chancen, einen Wunsch-Studienplatz zu bekommen, immer besser. In Deutschland gilt für rund 38 Prozent aller Studienangebote in eine Zulassungsbeschränkung (Numerus Clausus/NC). Vor zehn Jahren waren es noch 45,5 Prozent. In Hamburg und Berlin ist der Anteil der NC-Fächer mit mehr als 60 Prozent viel höher als zum Beispiel in Thüringen (knapp 20 Prozent).

Außerdem steigt die Zahl derjenigen, die ein Einser-Abitur schaffen.

Was heißt das für NRW?

In NRW sind im Schnitt „nur“ noch 30,4 Prozent der Studienangebote zulassungsbeschränkt und damit etwas weniger als vor einem Jahr. Im Wintersemester 2020/21 hatten noch 40,1 Prozent der Studiengänge einen NC. Schaut man aber auf einzelne Hochschulstandorte, ist das Bild uneinheitlich.

In Köln steht die NC-Hürde vor mehr als jedem zweiten Fach (56 Prozent). Der Anteil stieg hier sogar zuletzt um drei Prozent. In Paderborn sind es dagegen nur sieben und in Duisburg zehn Prozent (minus neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr!). Essen liegt bei 28 Prozent (minus vier), Bochum bei 31 Prozent (minus vier), Dortmund bei 20 Prozent (minus ein Prozent).

Wichtig zu wissen: Die Werte beziehen sich auf alle Hochschulen in einer Stadt, nicht nur auf die Unis. Die Uni Duisburg-Essen hat in Duisburg laut CHE elf Prozent Zulassungsbeschränkungen, in Essen 25 Prozent.

Die Uni Duisburg-Essen erklärt die Unterschiede zwischen den beiden Standorten mit dem völlig unterschiedlichen Fächerangebot. In Essen würden zum Beispiel Medizin und Lehramtsstudien angeboten mit diversen NCs, in Duisburg zum Beispiel Physik und Ingenieurwissenschaften weitgehend ohne NC. Vor einem Jahr gab es in Duisburg elf Studiengänge mit NC, im Winter werden es nur noch acht sein.

Grundsätzlich kann die Uni Duisburg-Essen aber die Systematik der CHE-Studie nicht nahvollziehen. An beiden Standorten zusammen gebe es im Wintersemester 266 Studiengänge, von denen 58 einen NC hätten. Das ist eine Quote von 21,8 Prozent, erklärte eine Sprecherin dieser Redaktion. Im vergangenen Wintersemester seien es 23,7 Prozent gewesen.

An der Ruhr-Uni Bochum sind im kommenden Wintersemester 44 von 196 Studienangeboten zulassungsbeschränkt (22 Prozent). Dort entfallen zum Beispiel die NC für den Master Elektrotechnik/Informationstechnik, die Bachelorstudiengänge Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft sowie Computer-, Psycho- und Theoretische Linguistik.

Welche Fächer haben einen NC?

Tendenziell höher sind die Hürden bei den Rechts-, Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftswissenschaften. Der Schnitt liegt hier in NRW bei 41 Prozent. Am anderen Ende sind die Ingenieurwissenschaften mit 16,3 Prozent NC-Anteil.

Warum steigen die Chancen auf einen Studienplatz?

„Mehrere Faktoren spielen eine Rolle“, sagt Cort-Denis Hachmeister, Daten-Experte beim CHE. „Die Studierendenzahlen sinken, außerdem wurden neue Hochschulen gegründet, und die Zahl der Studienangebote steigt, zum Beispiel an der Hochschule für Gesundheit in Bochum. Das System ist aufnahmefähiger.“

„Generell ist es so, dass eine dauerhaft sinkende Nachfrage langfristig zur Aufhebung von NCs führt – Es ist rechtlich so verankert, dass nur stark nachgefragte Studiengänge mit einem NC belegt werden dürfen“, erklärt ein Sprecher der Ruhr-Uni Bochum.

Sind Städte mit wenigen Zulassungshürden unattraktive Studienorte?

Unterm Strich spiegeln sich in den Zulassungsbeschränkungen Angebot und Nachfrage. Aber die These „Wenige NC gleich unattraktiver Standort“ sei zu schlicht, erklärt Hachmeister. Es spielten die Zahl der Hochschulen in einer Stadt und deren Größe, die Einwohnerzahl sowie die Studieninteressierten aus dem Umland eine Rolle. Köln habe zwar eine große Uni, aber in einer Millionenstadt mit dicht besiedeltem Umland reiche womöglich eine Uni nicht, um die Nachfrage zu bedienen.

Was heißt das für Studieninteressierte?

Die Mehrheit aller Studiengänge ist nicht zulassungsbeschränkt. Es stehen also Tausende Studiengänge zur Wahl, in die man sich mit dem Abitur sofort einschreiben kann.

Für örtliche zulassungsbeschränkte Studiengänge endet die Bewerbungsfrist für das Wintersemester am 15. Juli. Hachmeister rät, sich nicht auf eine Stadt oder einen Studiengang festzulegen. „Oft gibt es Alternativen zum Traumfach ohne einen NC. Bewerber sollten sich auch in anderen Städten oder Bundesländern umsehen.“