Essen. Auch daran merkt man das Ende der Pandemie: Millionen Pendler stecken tagtäglich im Berufsverkehr. Kann das 49-Euro-Ticket die Lage verbessern?
Berufspendler in NRW müssen sich trotz eines unter dem Eindruck der Pandemie veränderten Mobilitätsverhaltens wieder auf wachsende Belastungen durch Staus und volle Bahnen einstellen. „Nach dem Ende der Pandemie stellen wir eine zunehmende Normalisierung der Verkehrsströme fest“, sagte ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold der WAZ. Zahlen zeigten, dass sich der Straßenverkehr wieder klar in Richtung des Niveaus vor der Pandemie entwickele.
Früher war der Montag der „Höllentag“ auf den Straßen
Nach Beobachtung des Automobilclubs gibt es aber dennoch spürbare Veränderungen. Die Entwicklung sei unberechenbarer geworden, betonte Suthold. „Vor der Pandemie war der Montag üblicherweise ein Höllentag auf den Straßen, heute geht es an Montagen und Freitagen in der Regel deutlich entspannter zu“, sagte er. Offenbar sei dies eine Folge verstärkten mobilen Arbeitens von zu Hause aus – gerade an den Wochenrandtagen.
Auf neue Muster festlegen will sich Suthold allerdings nicht. „Klare Strukturen beim Verkehrsaufkommen wie vor der Pandemie sind momentan nicht mehr zu erkennen“, so der ADAC-Experte. Auch hätten sich Hoffnungen nur teilweise erfüllt, dass die Arbeit im Homeoffice zu einer Entzerrung des Berufsverkehrs weg von den früheren Stoßzeiten am Morgen und spätnachmittags führen würde.
Gewaltiges Pendleraufkommen in NRW
Insgesamt scheint sich am gewaltigen Pendleraufkommen in NRW ohnehin wenig zu verändern – trotz aller Debatten um Klimaschutz, Verkehrswende und mobiles Arbeiten. Jüngste Daten der Statistikbehörde IT.NRW zeigen vielmehr, dass NRW und insbesondere die dicht besiedelte Rhein-Ruhr-Region mit großem Abstand Pendlerhochburg Nummer eins in Deutschland bleiben. Insgesamt 4,8 Millionen Erwerbstätige pendelten 2021 an Rhein und Ruhr täglich zu ihrem Arbeitsplatz über die eigene Stadtgrenze hinaus. Hinzu kommen Millionen innerörtliche Pendler.
Auch im ÖPNV zeichnet sich Rückkehr zur Normalität ab
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Die drei Top-Einpendlerstädte sind Köln, Düsseldorf und – mit etwas Abstand – Essen. Erstmals hat IT.NRW die Pendler nach Geschlecht (siehe Grafik) und Alter unterschieden. Die meisten Pendler sind nicht ganz überraschend zwischen 25 und 66 Jahren alt. Die Daten basieren auf Angaben aus dem Mikrozensus und der Agentur für Arbeit. Homeoffice-Tätigkeiten wurden ebenso wenig erfasst wie die Art der Verkehrsmittel. Aus früheren Erhebungen weiß man, dass in der Regel rund Zweidrittel aller Berufspendler das Auto nutzen.
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Auch im ÖPNV zeichnet sich eine Rückkehr zur Normalität ab. Abfragen bei Verkehrsanbietern zeigen aber, dass das Vor-Corona-Niveau noch immer nicht erreicht ist. Laut Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) bewegt sich die Auslastung in Regionalzügen bei 80 bis 90 Prozent der Vor-Corona-Zeit. Neuen Schwung könnte ab 1. Mai das 49-Euro-Ticket bringen. „Wir rechnen mit einem hohen Interesse bei Neukundinnen und -kunden, aber auch bei denen, die bereits ein Abo bei uns haben und auf das Deutschlandticket wechseln werden“, sagte der Verkehrschef der Dortmunder Stadtwerke, Ulrich Jaeger, der WAZ.