An Rhein und Ruhr. Die Wirtschaft ist dringend auf Arbeits- und Fachkräfte angewiesen. Sie fordert aber den Abbau bürokratischer Hürden.

Die Wirtschaft drängt auf den Abbau bürokratischer Hürden, um Geflüchtete schneller beschäftigen zu können. Zugleich weist Landesarbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) darauf hin, dass die Arbeitsmarktintegration der seit 2013 nach Deutschland Geflüchteten bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie günstiger verlaufen sei als in der Vergangenheit.

Nach Angaben der nordrhein-westfälischen Arbeitsagentur konnten zwischen 2017 und Oktober vergangenen Jahres landesweit rund 240.000 nach Deutschland geflüchtete Menschen in den Arbeitsmarkt integriert werden. Sie werden also ausgebildet, haben einen Job oder arbeiten als Selbstständige.

Einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung hat das Handwerk. Im Kammerbezirk Düsseldorf stammen aktuell sieben Prozent der Auszubildenden aus den acht Hauptherkunftsländern der Geflüchteten (u. a. Afghanistan, Iran, Irak, Syrien, Türkei).

Seit 2015 steigt dieser Anteil nach Angaben der Düsseldorfer Handwerkskammer kontinuierlich. „Bei uns zählt nicht, wo man herkommt. Entscheidend ist, wo man hin will“, so Kammerpräsident Andreas Ehlert zur NRZ.

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Auch bei den Industrie- und Handelskammern (IHK) setzt man auf Geflüchtete. Der Arbeits- und Fachkräftemangel treffe Unternehmen sämtlicher Branchen, betont Käthe Klein, stellvertretende Leiterin des Geschäftsfelds Bildung und Prüfung bei der IHK in Essen. „Die Beschäftigung von Geflüchteten kann dazu beitragen, diese Entwicklung abzumildern und die Lücken zumindest ein wenig zu schließen.“

Voraussetzung dafür sei jedoch ein „deutlich einfacherer und unbürokratischerer Zugang zum Arbeitsmarkt“, so Klein weiter. Dazu zähle unter anderem die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen. Yassine Zerari von der IHK Niederrhein wünscht sich ebenfalls den Abbau bürokratischer Hürden. Wenn sich Unternehmen nicht mit komplizierten Detailfragen des Asyl- oder Ausländerrechts beschäftigen müssten, „würden mehr Betriebe bereit sein, Geflüchtete einzustellen“, ist sich Zerari sicher.

Minister Laumann sieht noch Luft nach oben

Das Landesarbeitsministerium hat in NRW im September vergangenen Jahres rund 97.000 Menschen „mit Fluchtkontext“ in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung gezählt. Die Beschäftigungsquote sei höher als bei den Flüchtlingswellen der Vergangenheit, bedingt auch durch die guten Arbeitsmarktbedingungen, so Arbeitsminister Laumann. „Klar ist aber auch: Da ist noch Luft nach oben.“

Viele Betriebe, so Laumann, litten unter Fach- und Arbeitskräftemangel. „Diese Situation müssen alle Beteiligten nutzen, um mehr Menschen mit Fluchthintergrund in den Arbeitsmarkt zu integrieren, so der Minister. Denn: „Beteiligung an Erwerbsarbeit ist ein unverzichtbarer Teil gelungener Integration.“