Düsseldorf. Die Einstellungsfrist wurde von Schwarz-Grün verlängert. Offenbar sind die versprochenen 3000 Kommissarsanwärter gar nicht zu finden.

Die NRW-Polizei tut sich offenbar weiterhin schwer, das zentrale Wahlversprechen der schwarz-grünen Landesregierung von 3000 Neueinstellungen pro Jahr zu erfüllen. Wie am Mittwoch bekannt wurde, musste die Bewerbungsfrist für den aktuellen Jahrgang um ein halbes Jahr bis Ende Mai verlängert werden.

Aus dem Innenministerium wurde der Eindruck zurückgewiesen, die bisherige Kandidatensuche für die im Landeshaushalt hinterlegten Kommissarsanwärterstellen verlaufe erneut erfolglos. Vielmehr handele sich um eine ganz normale Maßnahme der Personalgewinnung, mit der die Polizei Schulabsolventen noch einmal auf die Einstellungschancen hinweise, erklärte ein Sprecher von Innenminister Herbert Reul (CDU).

Im vergangenen Jahr wurde 3000er-Marke klar verfehlt

Die Landesregierung hatte bereits im Vorjahr die eigene Zielmarke von 3000 neuen Polizisten klar verfehlt. Zum neuen Ausbildungsjahr im Herbst 2022 konnten lediglich 2670 Einstellungen von geeigneten Interessenten erfolgen.

„Stellen auf dem Papier schaffen keine Sicherheit“, warnte SPD-Innenexpertin Christina Kampmann. Da die Kriminalität in NRW zuletzt wieder deutlich gestiegen ist, kommen die Schwierigkeiten bei der Suche nach neuen Polizisten zur Unzeit. „Über diese Unsicherheits-Bilanz können weder markige Absichtserklärungen von Minister Reul noch das Versprechen von 3000 Neueinstellungen hinwegtäuschen“, kritisierte Kampmann.

Das Bewerberaufkommen bei der Polizei ist mit rund 11.000 Interessenten seit Jahren relativ stabil, doch seit 2017 hat NRW die Ausbildungskapazitäten bei insgesamt wachsendem Fachkräftemangel immer weiter erhöht. Reul hatte 2017 sein Amt mit dem Versprechen von 2300 Nachwuchskräften bei der Polizei pro Jahr angetreten, was damals schon als ambitioniert galt.

Auch Realschüler finden wieder Umweg zur Polizei

Obwohl der Polizeiberuf bei vielen Schulabsolventen weiterhin hoch im Kurs steht und inzwischen auch wieder Realschüler über Berufskolleg-Vorbereitungsjahre in NRW eine Chance bekommen, hat die Gewerkschaft der Polizei (GdP) bereits im vergangenen Oktober von ersten „Warnsignalen“ gesprochen. Ins gleiche Horn stieß am Mittwoch SPD-Politikerin Kampmann: Nur mit einer Reform des Zulagenwesens, mit mehr Familienfreundlichkeit und schnelleren Einstellungsverfahren werde es gelingen, junge Leute an die NRW-Polizei zu binden: „Statt die Hände in den Schoß zu legen, muss Innenminister Reul jetzt endlich Maßnahmen auf den Tisch legen.“

NRW hatte zuletzt die Bemühungen um Quereinsteiger aus anderen Berufsfeldern oder unter Studienabbrechern intensiviert und die Einstellungskriterien gelockert. Erstmals kann etwa die umstrittene Mindestkörpergröße von 1,63 Meter unterschritten werden, wenn Bewerber über einen zusätzlichen Sporttest die Einsatztauglichkeit nachweisen. Wegen der abschreckend hohen Abbrecherquote (rund 19 Prozent) wurden zudem neue Tutorienprogramme aufgelegt.