Düsseldorf. Die Landesregierung in NRW und betroffene Kommunen wollen retten, was zu retten ist. Essens OB Kufen sieht die Innenstädte unter Druck.
Geht da noch was? Die Nachricht, dass Galeria Karstadt Kaufhof fünf Warenhäuser weniger schließt, als noch zu Wochenbeginn angekündigt, weckte am Freitag in NRW leichte Hoffnungen.
In NRW sollen bislang 15 Warenhäuser geschlossen werden
„Es laufen intensive Verhandlungen zwischen Galeria Karstadt Kaufhof und den Vermietern, ob einzelne Häuser an einzelnen Standorten nicht doch erhalten werden können“, sagte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) am Freitag nach einem Spitzengespräch zwischen NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU), Vertreterinnen und Vertretern der betroffenen Städte sowie Galeria-Geschäftsführer Miguel Müllenbach. Zuvor war bekannt geworden, dass die Warenhäuser in Bayreuth, Erlangen, Oldenburg, Rostock und Leipzig erhalten bleiben. Die Zahl der geplanten Filialschließungen reduziert sich damit auf 47. In NRW sollen 15 Häuser geschlossen werden.
NRW-Landesregierung unterstützt Städte mit Millionen
Der Erhalt von Galeria Karstadt Kaufhof werde weiter in den betroffenen Kommunen angestrebt, so Kufen. Aber parallel arbeiteten die Städte an Plan B, also einem Szenario ohne Galeria. Kufen weiter: „Wir kämpfen um die Arbeitsplätze und auch um unsere Innenstädte, weil wir uns dort keinen Leerstand erlauben können. Ausgerechnet jetzt, wo wir versuchen, gut aus der Corona-Zeit zu kommen, erleben wir wieder einen Rückschlag.“ Essen nutze die Zeit für weitere Gespräche mit den Einkaufszentren-Betreibern ECE und Union Invest. Die Stadt habe eine Verpflichtung den Warenhaus-Mitarbeiterinnen und -mitarbeitern gegenüber, die schon in der Vergangenheit viele Opfer gebracht hätten.
Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) äußerte sich nach dem Treffen vorsichtig optimistisch: „Nach dem schwarzen Montag für Beschäftigte und Kommunen der betroffenen Galeria Karstadt Kaufhof Filialen hat sich in dem Austausch abgezeichnet, dass Perspektiven für Fortführungen und Nachnutzungen durchaus bestehen.“ Die Landesregierung werde die Städte bei der Entwicklung von Umnutzungs- und Umfeldkonzepten mit bis zu fünf Millionen Euro unterstützen.
Essens OB Kufen: „Innenstädte stehen unter Druck“
Thomas Kufen riet dazu, jetzt nicht nur auf einzelne Handelsimmobilien zu schauen. „Tatsächlich brauchen wir einen viel größeren Blick, denn alle Innenstädte stehen unter Druck, wenn es um Sicherheit, Sauberkeit, Erreichbarkeit, Parkplätze, Aufenthaltsqualität geht. Unsere Innenstädte werden künftig anders auftreten müssen, Handel, Büros, Wohnen und Gastronomie kombinieren.“ Die Diskussion darüber mit der Landesregierung fange gerade erst an. Verändern müsse sich auch das Konzept von Galeria Karstadt Kaufhof, wenn die mindestens 15 verbleibenden Häuser in NRW eine Zukunft haben sollten, sagte Kufen.
Die Schließung der Warenhäuser soll in zwei Wellen bis Ende Januar 2024 erfolgen. Dadurch werden auch mehrere tausend Arbeitsplätze wegfallen. Betroffen sind im Ruhrgebiet Essen, Dortmund, Gelsenkirchen, Duisburg und Hagen.
SPD-Fraktion kritisiert NRW-Landesregierung
„Die schwarz-grüne Landesregierung hätte in diesen Prozess viel frühzeitiger eingreifen können und müssen. Jetzt bleibt ihr nichts anderes als Schadensbegrenzung“, kritisiert Sebastian Watermeier, Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. „Dabei hätte sie längst ein Förderkonzept für die Nachnutzung leerstehender Warenhausgebäude vorlegen müssen, um gerade den finanziell wenig handlungsfähigen Städten in NRW gezielt zu helfen.“ So habe die Landesregierung bei null anfangen müssen, setzt Watermeier fort. Dass es jetzt ein Programm gibt, sei grundsätzlich begrüßenswert. „Aber klar ist auch: Es geht nicht nur um Beton, es geht vor allem um Menschen, die ihre Arbeitsplätze verlieren. Und dazu haben wir von dieser Landesregierung bis jetzt leider noch gar nichts gehört.“