Bochum. Neue Studie zeigt: Seit Beginn des Ukraine-Kriegs treten in Kliniken öfter Antibiotika resistente Keime auf – auch in NRW. Was Experten raten.
Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs werden in deutschen Krankenhäusern auffällig oft bestimmte Krankenhauserreger nachgewiesen, die gegen viele Antibiotika resistent sind. Das zeigt eine neue Studie des an der Ruhr-Universität Bochum ansässigen Nationalen Referenzzentrums (NRZ) im Auftrag des Robert-Koch-Instituts (RKI).
„Uns ist aufgefallen, dass viele der betroffenen Proben einen Bezug zur Ukraine hatten, dass die entsprechenden Patientinnen und Patienten beispielsweise von dort geflüchtet waren oder als Kriegsverletzte in Deutschland ins Krankenhaus eingeliefert wurden“, erklärt Mikrobiologe Dr. Niels Pfennigwerth vom NRZ.
Bakterium kann Lungenentzündung auslösen
Konkret handelt es sich um den Erreger Klebsiella pneumoniae. Ein Bakterium, das im Darm des Menschen vorkomme und beispielsweise Lungenentzündungen, Harnwegserkrankungen oder Wund- und Blutstrominfektionen auslösen könne, sagt Pfennigwerth.
Insgesamt wurden von 200 gemeldeten Fällen 60 mit der Ukraine in Zusammenhang gebracht. Sieben davon stammen aus NRW. Die Zahlen seien jedoch nicht repräsentativ, da die Labore die Befunde auf freiwilliger Basis sendeten.
NRW-Experten warnen: Für schwerkranke Menschen wird es gefährlich
Für gesunde Menschen sei der Erreger unproblematisch, gibt Pfennigwerth Entwarnung. Gefährlich könnten die multiresistenten Keimeallerdings für schwerkranke Menschen im Krankenhaus werden.
Die Forscher empfehlen den Kliniken daher, Menschen aus der Ukraine vor der Aufnahme ins Krankenhaus mit einem vorsorglichen Screening auf den Keim zu untersuchen. „Sollte sich dabei bestätigen, dass die Person mit dem Erreger besiedelt ist, wird sie im Krankenhaus isoliert, und es werden sehr strenge Hygienemaßnahmen getroffen“, so Pfennigwerth.
Erreger über Hände des Krankenhauspersonals übertragbar
Im Krankenhaus könnten die Erreger vor allem über die Hände des Personals auf Patientinnen und Patienten übertragen werden, die wegen ihrer Erkrankungen oder Verletzungen, „stark vorgeschädigt sind, heißt es vom Forschungsteam des NRZ und RKI.
Da das Bakterium sogar gegen Reserveantibiotika resistent sei, so der Forscher, sei die Behandlung der schweren Fälle, die diese Antibiotika erhielten, dann im schlimmsten Fall überhaupt nicht mehr möglich.