Düsseldorf. 1000 zusätzliche Windräder bis 2027 stellen CDU und Grüne in Aussicht. Die Wirklichkeit sieht anders aus, warnt die Windkraftlobby.

Der Ausbau der Windenergie bleibt in NRW weit hinter den Zielen der schwarz-grünen Landesregierung zurück, kritisierte der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) am Dienstag.

Im vergangenen Jahr seien 98 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 421 Megawatt in NRW neu in Betrieb gegangen. Der Zuwachs betrage aber nur 392 Megawatt, weil ältere Anlagen abgebaut worden seien. „Das liegt deutlich unter der 1000-Megawatt-Marke, die notwendig ist, wenn die Landesregierung ihre Ziele beim Klimaschutz erreichen will“, sagte LEE-Geschäftsführer Christian Mildenberger.

Beim Brutto-Zubau von Windenergie landete NRW zuletzt im Länder-Vergleich nach Schleswig-Holstein (544 Megawatt), Niedersachsen (458 MW) und Brandenburg (428 MW) nur auf Platz vier, so der Verband LEE.

Bürokratie verhindert den schnellen Ausbau

Problem Nummer eins ist nach Einschätzung des Verbandes die Bürokratie. „Wir erleben noch nichts von der angekündigten Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren für Windkraft“, erklärte LEE-Vorstandsmitglied Steffen Lackmann. In der Regel vergingen sieben Jahre bis zur Fertigstellung einer Anlage. Der Bau des LNG-Terminals in Wilhelmshaven habe nur 194 Tage gedauert – von der Planung bis zur Fertigstellung.

Der LEE fordert neben schnelleren Genehmigungen einen Zeitplan für die Abschaffung des 1000 Meter-Mindestabstands beim Repowering von Windrädern, mehr Flächen für Windenergie und einen Artenschutz-Leitfaden.

Die NRW-Landesregierung hat inzwischen einen Erlass herausgegeben, der die Wegnahme der pauschalen 1000-Meter-Abstandsregel beim Repowering regelt. Repowering bedeutet, dass ältere Windenergieanlagen durch modernere und leistungsstärkere ersetzt werden.

Landespolitik will den Ausbau beschleunigen

Die Landtagsfraktionen reagierten unterschiedlich auf die Vorwürfe des LEE. Die FDP forderte Schwarz-Grün auf, beim Bau neuer Windkraftanlagen endlich Tempo aufzunehmen.„Die Landesregierung von Hendrik Wüst und Mona Neubaur hat sich bei der Windenergie viel zu viel Zeit gelassen. Sie hat noch keine wirkungsvollen Maßnahmen für einen beschleunigten Ausbau umgesetzt. Die Erweiterung des Energieangebots kann nur gelingen, wenn wir die schwergängigen Planungs- und Genehmigungsverfahren endlich vereinfachen“, erklärt Dietmar Brockes, Sprecher für Wirtschaft und Energie der FDP-Fraktion.

Christian Untrieser (CDU) erklärte, dass NRW beim Windkraft-Ausbau ein höheres Tempo vorlege als Baden-Württemberg, Bayern und Hessen zusammen. "Dennoch ist uns klar: Um unser ambitioniertes Ziel von 1000 neuen Windenergieanlagen binnen fünf Jahren zu erreichen, müssen wir uns weiter strecken." Die NRW-Regierung habe die Weichn dazu schon gestellt.

Michael Röls (Grüne) sagte: "Wir sehen das Problem langwieriger Planungen und packen es an: Wir bauen Barrieren und Hemmnisse ab, beschleunigen Verfahren und vereinfachen Regeln. Mit dem Weihnachtspaket-Windenergie haben wir das Repowering gestärkt, Bundesgesetze setzen wir vorzeitig um und wir fördern die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der Energiewende."