Düsseldorf. Böllern ist erlaubt wie vor Corona. Das Land rät zur Vorsicht im Umgang mit Pyrotechnik. Kliniken befürchten eine Überlastung.
Praktisch ohne coronabedingte Einschränkungen können die Menschen in diesem Jahr in NRW Silvester feiern. Ab Donnerstag sind Knaller und Raketen in vielen Läden erhältlich. Verkaufsverbote sind Vergangenheit, und mit der Rückkehr zur Normalität werden die Warnungen vor den Risiken und Nebenwirkungen lauter.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) riet am Mittwoch zum vorsichtigen Umgang mit Feuerwerk: „Jedes Jahr kommt es an Silvester zu schweren Unfällen, bei denen Menschen Augenlicht, Hörvermögen oder Gliedmaßen verlieren. Achten Sie beim Entzünden von Pyrotechnik auf Ihre eigene Sicherheit und die Ihrer Mitmenschen“.
Ist Böllern in Kriegszeiten angemessen?
Jeder könne zudem seinen Beitrag leisten, das „gestresste Gesundheitswesen nicht unnötig weiter zu belasten“, so Laumann. Die Kliniken sind belastet, weil Menschen mit Infektionen die Betten belegen. Verletzte Privat-Feuerwerker könnten die Lage noch verschlimmern. Schließlich dürften sich einige fragen, ob Feuerwerk angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine eine angemessene Art ist, das neue Jahr zu begrüßen.
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Polizei und Feuerwehr sehen sich jedenfalls gewappnet. „Selbstverständlich werden wir nach zwei Corona-Jahren wieder ein anderes Silvesterfest erleben“, sagt Markus Niesczery, Sprecher des NRW-Innenministeriums. Unter Alkoholeinfluss sei es in der Vergangenheit immer wieder zu Angriffen gegen Polizeikräfte gekommen.
Polizei und Feuerwehr wappnen sich für alle Szenarien
Die Kreispolizeibehörden setzen daher je nach Bedarf zusätzliches Personal ein. In Düsseldorf, erfahrungsgemäß eine Hochburg für ausartende Silvesterfeiern, plant die Polizei mit einem ähnlichen Aufgebot wie zu Altweiber oder Halloween. „Die Hundertschaft, die an intensiven Abenden ohnehin im Einsatz ist, wird noch einmal deutlich verstärkt“, bestätigt Sprecher Andre Hartwich. Auch die Polizei Essen geht „mit verstärkten Kräften“ in die Silvesternacht.
Die Feuerwehren stocken an Silvester ebenfalls personell auf. Nach Einschätzungen des Feuerwehrverbands NRW sollen etwa 10.000 Einsatzkräfte landesweit im Einsatz sein, 116 allein in Duisburg.
Experten kontrollieren den Handel
Das NRW-Gesundheitsministerium appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, nur geprüftes Feuerwerk zu benutzen, erkennbar am CE-Kennzeichen und der Kennnummer der Prüfstelle. Experten der Bezirksregierungen kontrollieren, ob illegales Feuerwerk angeboten wird. Im Vorpandemiejahr 2019 überprüften die Bezirksregierungen 1.650 Betriebe und stellten mehr als 370 Verstöße fest.
Viele Baumärkte verzichten auf den Böllerverkauf, Supermärkte und Discounter in der Regel nicht. Der Verband der pyrotechnischen Industrie weist auf eine Umfrage von RTL-SternTV hin. Danach freuen sich 85 Prozent aller Befragten auf ein Silvester mit Feuerwerk. Umwelt- und Tierschützer bezweifeln dies und fordern ebenso ein Böllerverbot für Privatleute wie viele Polizeigewerkschafter.