Düsseldorf. . Innenminister Reul schickt künftig Großbehörden mit großem Kriminalbesteck los und will Banken mit einem neuen System besser warnen.
Im Kampf gegen die Vielzahl von Geldautomaten-Sprengungen setzt NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) ab sofort auf eine neue landesweite „Risiko-Karte“, die Banken bei der besseren Sicherung der Geräte helfen soll. Alle rund 11.000 Geldautomaten in NRW seien individuell bewertet worden, sagte Reul am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags.
Diese „Risikokartierung“ werde den Geldinstituten von der Polizei zur Verfügung gestellt. „Dann kann die Bank selbst sehen, an welchen Standorten sie auch im eigenen Interesse sicherheitstechnisch nachlegen sollte“, erklärte der Minister. Gegenmaßnahmen könnten vom Verkleben des Geldes bei Sprengung bis hin zum vollständigen Abbau von Automaten reichen. Erfolgversprechend sei auch der Einsatz von Vernebelungsanlagen. Allein in den Monaten September bis November hätten in zehn Fällen die Täter ihren Beutezug abgebrochen, da solche Systeme in den Banken aktiviert worden seien.
Künftig übernehmen Großbehörden mit großem Kriminalbesteck
Reul kündigte zudem an, dass die Ermittlungen gegen Geldautomaten-Banden künftig beim Landeskriminalamt und den größten Polizeipräsidien in NRW angesiedelt und mit dem „großen Besteck“ der Kriminaltechnik bearbeitet würden. „Damit sind den Sprengerbanden in Zukunft die Großbehörden unserer nordrhein-westfälischen Polizei, die zum Beispiel auch bei Mord und Kindesmissbrauch zuständig sind, auf den Fersen“, so Reul.
In diesem Jahr gab es in NRW bereits 171 Angriffe auf Geldautomaten. Allein die den Behörden bekannte Beute beläuft sich auf über 5,5 Millionen Euro, Schäden an Gebäuden und Autos nicht eingerechnet. Da die Banden vorwiegend aus den Niederlanden stammen, gilt NRW mit 500 Kilometer Grenzlinie sowie einem besonders dichten Netz an Autobahnen und Geldautomaten als bevorzugter Operationsraum. Die Ermittlung der mobilen Täter ist schwierig, im laufenden Jahr gelangen in NRW bislang 21 Festnahmen.
Handy-Videos von Anwohnern wertvoll für Ermittlungsarbeit
Die Polizei setzt immer häufiger auch auf die Mithilfe von Anwohnern. Als wertvoll erweisen sich Handy-Videos von Nachbarn, die durch eine Sprengung aus dem Schlaf gerissen werden. So hat eine Sondereinheit im Innenministerium eigens ein landesweites Hinweisportal eingerichtet. Bis zur vergangenen Woche seien dort 99 Hinweise entgegengenommen und 122 Dateien hochgeladen, sagte Reul. „Das sind mehr als 200 Chancen, Täter zu identifizieren, die wir sonst vielleicht nicht gehabt hätten.“