Düsseldorf. Zum bundesweiten Warntag heulten in NRW die Sirenen. Erstmals gab es über das Handy eine Benachrichtigung. Das erste Resümee nach dem Probealarm.

Zum bundesweiten Warntag an diesem Donnerstag heulten auch in Nordrhein-Westfalen ab 11 Uhr die Sirenen. Auch auf dem Handy ploppten Warnmeldungen auf - allerdings schon um 10.59 Uhr. Aus Sicht des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sei der Probealarm erfolgreich verlaufen - zumindest nach vorläufiger Bewertung. "Die Probewarnung hat gezeigt, dass unsere technische Infrastruktur robust ist und die technischen Probleme der Vergangenheit behoben sind“, erklärte BBK-Präsident Ralph Tiesler am Donnerstag in Bonn. Das Zusammenspiel der Systeme habe funktioniert. Für „abschließende Ergebnisse“ sei es aber noch zu früh. Ähnlich die Reaktion aus dem NRW-Innenministerium, die Auswertung finde auf kommunaler und auf Bundesebene statt und brauche Zeit

An dem Aktionstag wurden in einer gemeinsamen Übung die verschiedenen Warnmittel getestet, zu denen auch digitale Anzeigetafeln, Lautsprecherfahrzeuge, Warn-Apps oder Meldungen in Radio und im Fernsehen gehören, wie NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) mitteilte. Niemand solle in Panik verfallen, die Probewarnung diene der Sicherheit, sagte Reul vor dem zweiten Warntag. „Nur wer regelmäßig übt, weiß, welche Rädchen dann ineinandergreifen müssen und erkennt, wo es noch hakt.“

Gegen 11.45 Uhr gab es in der Nina-Warnapp eine Entwarnung, die angekündigte Entwarnung per Cell Broadcast kam hingegen nicht bei allen Geräten an, die zuvor einen Alarm signalisiert hatten. Die Leitstelle der Kölner Feuerwehr berichtete später, dass Notrufe von besorgten Bürgern eingingen, die erstmals eine Cell-Broadcast-Warnung auf ihr Handy bekamen.

„Im Großen und Ganzen hat alles funktioniert“, hieß es bei der Düsseldorfer Feuerwehr. Die Detailauswertung dauere aber noch an. Schwächen wurden in Duisburg deutlich: Dort funktionierten nur 76 von 82 Sirenen reibungslos. Zwei Sirenen blieben stumm, weil sie turnusmäßig gewartet wurden, teilte die Stadt mit. Bei den anderen, von denen einige nur den Entwarnton abgaben, habe die Ursachensuche begonnen.

Im Landtag wurde um 11 Uhr kurzzeitig die Plenarsitzung unterbrochen, weil so viele Handys im Plenarsaal die Abgeordneten lautstark warnten, wie ein Landtagssprecher berichtete.

So sah die Warnung zum bundesweiten Warntag auf den Handys aus.
So sah die Warnung zum bundesweiten Warntag auf den Handys aus. © Screenshot

Warntag: Alle sollen wissen, was die Signaltöne im Ernstfall bedeuten

Im Ernstfall sei eine optimale Bevölkerungswarnung über möglichst viele verschiedene Wege und Kanäle erforderlich. Die Flutkatastrophe vom Sommer 2021 habe gezeigt, wie wichtig das sei. Damals waren in NRW und Rheinland-Pfalz einige Menschen nicht rechtzeitig vor den herannahenden Wassermassen gewarnt worden. Teilweise wurde zu spät evakuiert, teils weigerten sich Bewohner, ihre Häuser zu verlassen, da sie das Ausmaß der Katastrophe unterschätzten. Beim ersten bundesweiten Warntag am 10. September 2020 war noch einiges schief gelaufen, das Bundesinnenministerium hatte den Probealarm damals als „fehlgeschlagen“ bezeichnet.

In NRW gibt es laut Innenministerium inzwischen knapp 5700 Sirenen – 2017 seien es erst etwa 4200 gewesen. Für die Kommunen ist eine Teilnahme am Warntag freiwillig. Die NRW-Kreise beteiligten sich an der Aktion, wie der Landkreistag ankündigte. Mit dem Probealarm solle auch das Bewusstsein der Bevölkerung für die akustischen Signale gestärkt werden, damit alle im Ernstfall wüssten, was die Sirenentöne bedeuteten.

Ein an- und abschwellender Dauerton bedeute „Warnung“, ein Dauerton „Entwarnung“, hieß es beim kommunalen Spitzenverband, der 31 Kreise mit elf Millionen Einwohnern vertritt. Ein Dauerton, der zweimal unterbrochen werde, diene der Alarmierung der Feuerwehr.

Erstmals Benachrichtigung über neuen Warnkanal Cell Broadcast

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hatte um 11 Uhr über das Modulare Warnsystem des Bundes (MoWaS) eine Probewarnung an alle Warnmultiplikatoren wie Rundfunk- und TV-Sender verschickt, die diese dann an die Bevölkerung weitergegeben haben. Zudem löste das BBK (Bonn) auch direkt Warnungen aus, etwa über die Warn-App NINA. Erstmals wurde zudem eine Benachrichtigung über den neuen Warnkanal Cell Broadcast getestet - dann direkt als Info auf viele Handys. Ältere Geräte konnten diese allerdings oft nicht empfangen. Bereits um 10.59 Uhr ploppte folgender Hinweis auf den Geräten auf: "Probewarnung, Bundesweiter Warntag 2022 Do. 08.12.2022 . 10.59 Uhr - Probewarnung - für Deutschland - Es besteht keine Gefahr. ..." - begleitet von einem Signalton.

Aus Sicht des Mobilfunk-Anbieters Vodafone war der erste Test des neuen Katastrophen-Warnsystems Cell Broadcast „ein voller Erfolg“. Das Unternehmen teilte mit: „Wir werden nun alle Erkenntnisse aus dem Warntag auswerten und für die weitere Optimierung des neuen Warnsystems bis zum Start des Regelbetriebs in 2023 nutzen. Dann sollen auch mehr ältere Endgeräte in das Warnsystem einbezogen werden als heute bei der ersten Testwarnung.“ (dpa/afp)