Düsseldorf. Neue Erkenntnisse zu den Polizeischüssen auf Mouhamed Dramé. Grünen-Landeschefin Zeybek dringt auf Ermittlungen von externen Experten.
Unter dem Eindruck neuer Erkenntnisse über die tödlichen Polizeischüsse auf den 16-jährigen Senegalesen Mouhamed Dramé Anfang August in Dortmund und einer polizeikritischen Demo am Wochenende in der Dortmunder Nordstadt gehen die NRW-Grünen jetzt auf Distanz zur Polizei. Sie dringen auf eine Aufarbeitung mit unabhängigen Experten.
Beeinflussten "rassistische Denkmuster Einzelner" die Einsatztaktik?
„Die aktuellen Berichte über den Polizeieinsatz in Dortmund zeigen, dass die Polizei offenbar Fehler gemacht hat“, teilte die Landesvorsitzende der Grünen, Yazgülü Zeybek, am Montag mit. Es dränge sich die Frage auf, „ob etwa rassistische Denkmuster Einzelner die Einsatztaktik mit gravierenden Folgen beeinflusst haben.“
Scheibchenweise sind in den vergangenen Monaten immer mehr Details bekannt geworden, die vermuten lassen, dass der Polizeieinsatz gegen den suizidgefährdeten Jugendlichen völlig aus dem Ruder lief. Ein Dutzend Beamte waren an dem Einsatz beteiligt. Sie setzten Pfefferspray, Taser und schließlich eine Maschinenpistole gegen den jungen Mann ein. Zuletzt berichtete der WDR, dass Mouhamed Dramé entgegen den Polizei-Vorschriften nicht vor dem Einsatz von Reizgas, Elektroschockern und der Schusswaffe gewarnt worden sein soll.
Grüne für Aufklärung auch durch externe Expertinnen und Experten
Diese Ermittlungsergebnisse zeigen laut Yazgülü Zeybek, wie wichtig unabhängige Ermittlungen seien, um umfassend aufzuklären. „Der gesamte Einsatz muss unter Einbeziehung von externen Expertinnen und Experten aufgeklärt und aufgearbeitet werden“, sagte die Grünen-Landeschefin. Alle Menschen in NRW müssten sich unabhängig von Herkunft und Hautfarbe auf die Polizei verlassen können.
Bisher standen die Grünen in diesem Fall an der Seite von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), der die Ermittlungsarbeit verteidigt. Die polizeilichen Untersuchungen übernehmen aus Neutralitätsgründen Beamte in Recklinghausen. Die Staatsanwaltschaft Dortmund garantiere unabhängige Ermittlungen, so die Landesregierung bisher.
Grüne Jugend kritisierte den Einsatz in Dortmund früh
Grünen-Landtagsfraktionschefin Verena Schäffer sah bisher keinen Anlass, die polizeiinternen sowie die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in Frage zu stellen. Anders positioniert sich die Grüne Jugend NRW. Deren Vorsitzende Nicola Dichant sagte früh, es sei „inakzeptabel“, dass die Staatsanwaltschaft Dortmund die Ermittlungen leite, „obwohl das Verhältnis von Polizei und Staatsanwaltschaft oft durch große räumliche und auch personelle Nähe geprägt ist.“ Um verlorenes Vertrauen in die Polizei wieder herzustellen, müssten die Ermittlungen durch Behörden „mit größtmöglicher Distanz zur Polizei Dortmund“ geführt werden.
Der Bochumer Polizeiwissenschaftler Thomas Feltes streute am Wochenende gegenüber dem WDR Zweifel am Vorgehen der Polizistinnen und Polizisten gegen Mouhamed Dramé. Er hofft auf zügige staatsanwaltschaftliche Ermittlungen. Der Tod des Jugendlichen müsse vor Gericht aufgearbeitet werden.