Düsseldorf. Mehr verbale und körperliche Gewalt, immer größerer Lehrkräftemangel und sinkende Zufriedenheit von Schulleitungen in NRW.
Die Pandemie hat nicht nur die Bildungschancen vieler Kinder und Jugendlicher beeinträchtigt, sie scheint in NRW auch ein „Turbo“ für Gewalttaten an den Schulen zu sein. Laut der neuen Schulleitungsumfrage, die das Institut Forsa im Auftrag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) durchgeführt hat, haben Mobbing, Beleidigungen, Drohungen oder sogar Schläge in den vergangenen zwei Jahren bundesweit, besonders aber in den NRW-Schulen besorgniserregend zugenommen.
"Gewalt ist in den Schulen an der Tagesordnung"
„Gewalt gegen Lehrkräfte und Schulleitungen ist an der Tagesordnung und wird seit dem Beginn der Coronapandemie zu einem immer größeren Problem in den Schulen. Darüber hinaus sehen wir einen dramatischen Rückgang der Berufszufriedenheit von Schulleitungen“, ließ VBE-Bundesvorsitztender Udo Beckmann am Freitag anlässlich des Deutschen Schulleitungskongresses in Düsseldorf mitteilen.
Schulleitungen in NRW berichten demnach häufiger als noch vor zwei Jahren von Fällen, bei denen Lehrkräfte direkt beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt wurden (73 Prozent in NFW, bundesweit 62 Prozent), über das Internet diffamiert, belästigt, bedroht oder genötigt wurden (41 Prozent in NRW, bundesweit 34 Prozent) oder sogar körperlich angegriffen wurden (46 Prozent in NRW, bundesweit 32 Prozent). Gefragt wurde nach Fällen in den vergangenen fünf Jahren.
Unter den Tätern sind zahlreiche Eltern
Meist ging die Gewalt von Eltern sowie von Schülerinnen und Schülern aus. Einsicht sei bei den Täterinnen und Tätern eher selten zu beobachten. In den letzten beiden Jahren gab es laut der Umfrage an acht Prozent der Schulen in NRW gewalttätige Übergriffe, die direkt im Zusammenhang mit der Umsetzung der Hygienemaßnahmen standen.
Besonders häufig berichteten Schulleitungen von Förderschulen über verbale und körperliche Gewalt. An Gymnasien sind solche Fälle erheblich seltener.
Größtes Problem: Es fehlen Lehrkräfte
Das zweite zentrale Ergebnis der Umfrage ist nicht minder besorgniserregend: Der Lehrkräftemangel beeinträchtigt die Arbeit der Schulen zunehmend. Größtes Problem der Schulleitungen in NRW sei mit Abstand der Lehrkräftemangel, sagten 66 Prozent aller befragten Schulleitungen. Dieser sei ist im Ver[1]gleich zum Vorjahr (50 Prozent) deutlich spürbarer. Die Folge: Zeitmangel und damit hohe Arbeitsbelastung.
„Immer weniger Personal trifft auf immer mehr Aufgaben – das ist eine unheilvolle Mischung“, sagte VBE-Landesvorsitzender Stefan Behlau. Die Dateien zeigten abermals, wie wichtig Entlastungen und Unterstützung seien. An nur 58 Prozent der Schulen in NRW gebe es ein multiprofessionelles Team zur Unterstützung der Lehrkräfte.
Im Rahmen der aktuellen Untersuchung wurden insgesamt 1.308 Schulleitungen in Deutschland (darunter 252 in NRW) befragt.