Düsseldorf. NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) wehrt sich gegen Kritik an einer neuen Verordnung zu digitalem Unterricht.
NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) wehrt sich gegen den Verdacht der Opposition, sie beabsichtige, den Lehrermangel im Land durch zusätzlichen digitalen Distanzunterricht abzumildern. „Die geplante Distanzunterrichtsverordnung ist kein Einfallstor dafür, das Problem Lehrermangel durch Distanzunterricht zu lösen“, versicherte die Ministerin am Mittwoch im Schulausschuss.
Die neue Verordnung schafft die Rechtsgrundlage dafür, dass Schulen „im Ausnahmefall“ zeitweise Distanzunterricht einrichten können. Die Kinder sind dann nicht in der Schule, sondern werden daheim am Computer durch Lehrpersonal aus der Distanz unterrichtet. Über die Chancen und Risiken des Distanzunterrichts wurde während der Pandemie intensiv gestritten. Viele Schülerinnen und Schüler wurden in den Wochen und Monaten des digitalen Unterrichts regelrecht abgehängt und konnten diese Defizite bis heute nicht aufholen.
Nur in Ausnahmefällen bei Extremwetter und Epidemie
Laut Dorothee Feller greift die neue Verordnung nur dann, wenn der Unterricht wegen eines epidemischen Infektionsgeschehens oder wegen einer Extremwetterlage wie Starkregen oder Schnee „lokal, regional oder landesweit nicht oder nicht vollständig erteilt werden kann“. Mit anderen Worten: Distanzunterricht ist nur als „Ultima Ratio“ angemessen, wenn die Alternative dazu der Unterrichtsausfall ist. „Der Präsenzunterricht bleibt das A und O“, sagte Feller. Als Instrument, um Lehrkräftemangel zu kompensieren, könne die Verordnung rein rechtlich gar nicht angewendet werden.
SPD und FDP sind skeptisch
SPD-Fraktionsvize Jochen Ott hat dennoch „große Bedenken“, dass die Distanzunterrichtsverordnung künftig womöglich nicht nur dann genutzt werden könnte, wenn das Wetter sehr schlecht ist oder eine Pandemie wütet. In einigen Schulen werde darüber spekuliert, ob sich der digitale Unterricht als Hilfe bei Lehrermangel eigne.
FDP-Schulexperte Andreas Pinkwart hält die geplante Verordnung ebenfalls für „zu weitreichend“. Die Liberalen wünschten sich zwar starke Schulleitungen, aber diese müssten über genügend Personal und andere Ressourcen verfügen und dürften gar nicht erst nicht in die Versuchung geraten, Mangel durch Fernunterricht auszugleichen. Die Erfahrungen aus der Pandemie zeigten, dass viele Kinder und Jugendliche durch den Distanzunterricht „erhebliche Nachteile“ gehabt hätten, so der frühere NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart.
Verbot von Mehrfachanmeldungen an weiterführenden Schulen
Der Schulausschuss stimmte nicht nur der Distanzunterrichtsverordnung mehrheitlich zu, sondern auch einer Änderung der Ausbildungs- und Prüfungsordnung für die Sekundarstufe 1. Demnach sind künftig Mehrfachanmeldungen an den weiterführenden Schulen ausdrücklich verboten. Anlass sind Probleme, die manche Städte und vor allem die Stadt Köln vor dem Schuljahr 2022/23 mit Mehrfachanmeldungen hatten. Die Folgen: Verzögerungen bei der Suche nach einer Schule und unzufriedene Familien.