Düsseldorf. Einige NRW-Firmen machen weiter Geschäfte mit Russland. Der Handel geht in vielen Fällen zumindest in geringerem Umfang weiter.
Der Abschied nordrhein-westfälischer Unternehmen vom Russlandgeschäft läuft nach Beobachtung von Experten nicht reibungslos. Zwar sinkt der Anteil des NRW-Außenhandels mit Russland seit Beginn des russischen Angriffskrieges laut dem NRW-Wirtschaftsministerium auf die Ukraine deutlich. Dennoch stehen noch mehr als 20 Firmen aus NRW auf einer so genannten „Liste der Schande“, die die Handelsschule der Yale-Universität (USA) laufend aktualisiert.
IHK: Marktaustritt "in vollem Gange"
Die Frage, wie viele NRW-Unternehmen noch immer im Russlandgeschäft tätig sind, können weder das Wirtschaftsministerium noch die Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf und deren Russland-Kompetenzzentrum beantworten. Dazu existierten „keine belastbaren Zahlen“, sagte eine IHK-Sprecherin auf Nachfrage. Die Dinge seien im Fluss. „Der Marktaustritt durch Liquidation oder Verkauf ist noch in vollem Gange und wird mindestens bis Mitte 2023 dauern“, so die IHK.
Laut dem NRW-Wirtschaftsministerium sank der Russland-Anteil am NRW-Außenhandel in den ersten Monaten des laufenden Jahres im Vergleich zu 2021 von 1,9 auf 1,6 Prozent. Im vergangenen Jahr lag Russland demnach mit einem Handelsvolumen von 8,8 Milliarden Euro auf Rang 13 der NRW-Handelspartner. Der Handel mit Russland gehe schon seit der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 zurück. 2013 sei er doppelt so groß gewesen wie heute.
"Liste der Schande"
Nicht vollständig, aber zumindest ein Indiz dafür, dass sich manche NRW-Unternehmen noch an Geschäfte in Russland klammern oder Probleme haben, diese zu beenden, ist die internationale „Liste der Schande“ der Yale School of Management (Stand: 7. Oktober 2022). Zu den NRW-Unternehmen, die sich nach wie vor, wenn auch zum Teil deutlich eingeschränkt, in Russland engagieren, zählen demnach unter anderen der Landmaschinenhersteller Claas (Harsewinkel), der Süßwarenhersteller Storck (Halle), der Entsorger Remondis (Lünen), das Logistikunternehmen DB Schenker (Essen) sowie die Gesundheitsmanagement-Sparte von Miele (Gütersloh). Wie aktuell diese Liste wirklich ist, lässt sich schwer beurteilen.
Klar ist, dass andere Firmen wie zum Beispiel Dr. Oetker (Bielefeld), Aldi (Essen) und Rewe (Köln) einen klaren Schlussstrich unter das Russlandgeschäft gezogen haben. Henkel (Düsseldorf) zieht sich aus Russland zurück.
Russische Gegensanktionen
Inzwischen stellt Wladimir Putin hohe Hürden vor eine Geschäftsaufgabe. „Russland hat verschiedene Drohungen und Gegensanktionen erlassen“, erklärt das NRW-Wirtschaftsministerium. „So wurde am 8. September per Präsidialdekret verkündet, dass ein Verkauf oder die Änderung der Eigentümerstruktur nicht mehr ohne Zustimmung der Regierungskommission zur Kontrolle ausländischer Investitionen in der Russischen Föderation erfolgen darf.“ Diese Maßnahmen machten es schwer, Russland zu verlassen.