Düsseldorf. Kommt es im Winter zum Gasmangel in NRW? Falls ja, dann hält Arbeitsminister Laumann wenig davon, Beschäftigte ins Homeoffice zu schicken.
NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat sich skeptisch zu einer möglichen Homeoffice-Pflicht für Beschäftigte im Zuge eines erwarteten Gasmangels im kommenden Winter gezeigt. „Ob es zum Energiesparen immer besser ist, dass die Beschäftigten zu Hause arbeiten, wo es durchaus alte, ineffiziente Heizungssysteme geben kann, statt in einem möglicherweise gut isolierten Bürokomplex, kann ich nicht beurteilen“, sagte Laumann am Dienstag der „Neuen Westfälischen“. In jedem Fall würden aber so die Energiekosten vom Arbeitgeber auf den Arbeitnehmer umgelegt, was Folgefragen nach sich ziehe, so Laumann weiter.
Der Minister hält eine Pflicht zum Homeoffice für rechtlich schwer umsetzbar. Er betrachte eine Homeoffice-Angebotspflicht und damit das Recht, bestimmte Tätigkeiten auch von zu Hause aus zu erledigen, für eher denkbar. Dies sei auch im Zuge der neuen Corona-Arbeitsschutzverordnung geplant, wird Laumann zitiert.
Möglicher Gasmangel im Winter: Habeck kündigt weitere Gespräche über weitere Einsparungen an
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte Gespräche mit den Sozialpartnern über weitere Gas-Einsparungen in Betrieben angekündigt. „Die Energiebilanz ist dann eine positive, wenn in den Büros nicht geheizt wird und daheim Räume genutzt werden, die sowieso geheizt werden“, hatte er erklärt. Auch ein genereller Wechsel ins Homeoffice in großen Behörden und Unternehmen zum Jahreswechsel wird diskutiert. Hintergrund ist die Tatsache, dass Privathaushalte im Falle einer Gas-Notlage zu sogenannten geschützten Kunden gehören, nicht jedoch alle Wirtschaftsbereiche.
In der NRW-Wirtschaft werden sämtliche Spar-Initiativen zwar gelobt, um die Speicher trotz des Ukraine-Krieges und der gedrosselten Lieferungen aus Russland zu füllen. Allerdings wird vor zu hohen Erwartungen gewarnt, da sich viele Tätigkeiten gar nicht aus dem Homeoffice heraus erledigen lassen.
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Die Gewerkschaften befürchten, dass den Arbeitnehmern Lasten aufgebürdet werden könnten, ohne echte Einsparungen zu erzielen. Die im Betrieb weniger verbrauchte Energie könne schnell durch das Heizen in den Wohnungen der Beschäftigten überkompensiert werden und die damit verbundenen Kosten zu deren Lasten gehen, warnte IG-Metall-Vorstand Hans-Jürgen Urban am Dienstag. Der DGB NRW nahm die Arbeitgeber in die Pflicht, weiterhin für das Heizen an der Arbeitsstätte finanziell aufzukommen und die Kosten nicht auf die Beschäftigten abzuwälzen.
Experten hatten zuletzt allerdings auch darauf hingewiesen, dass sich das Homeoffice für Arbeitnehmer wegen wegfallender Fahrtkosten sehr wohl rechnen könne. Während der Pandemie hat sich das Homeoffice überdies – zumindest tageweise – in vielen Branchen bereits etabliert.