Düsseldorf. Wie gehen Schulen und Kitas in den dritten Corona-Herbst? Die SPD-Opposition fordert von der neuen Regierung einen Stufenplan.
Die SPD-Opposition hat die Landesregierung aufgefordert, den Start ins neue Schul- und Kita-Jahr zwei Wochen lang mit verpflichtenden Corona-Tests für alle begleiten zu lassen. „Wir dürfen nicht konzeptlos ins dritte Corona-Jahr schlittern“, forderte SPD-Fraktionsvize Jochen Ott am Mittwoch. Die Vorsichtsmaßnahme sei erforderlich, um weitere Personalausfälle durch massenhafte Ansteckungen nach den Sommerferien zu verhindern. Die Kindertagesstätten litten schon jetzt unter Erziehermangel und hätten mancherorts Probleme, einen regulären Betrieb aufrecht zu erhalten, so Ott. Eine Infektionswelle durch Reiserückkehrer müsse verhindert werden.
Die zuständigen neuen NRW-Ministerinnen Dorothee Feller (CDU, Schule) und Josefine Paul (Grüne, Kita) wollen an diesem Donnerstag und Freitag ihre Pläne für den dritten Corona-Herbst vorstellen. Ott appellierte an die schwarz-grüne Landesregierung, Kommunen und Schulen schnell einen verbindlichen Stufenplan an die Hand zu geben. „Wenn ein Viertel der Lehrkräfte coronabedingt ausfällt, kann selbst der beste Schulleiter der Welt keinen regulären Unterricht mehr organisieren“, so der SPD-Bildungspolitiker, der selbst ehemaliger Studienrat ist.
Schulleiter sollen selbst Maßnahmen aus Notfallplänen wählen
Stattdessen müsse es Notfallpläne für vermehrte Ouarantänefälle geben - mit viel Entscheidungsfreiheit für die einzelne Schule. Vor Ort wisse man am besten, ob auf Digital-Unterricht, Kurzstunden oder außerschulische Lernorte ausgewichen werden muss. Ott nahm zugleich die Ampel-Bundesregierung in die Pflicht, schnell einen Rechtsrahmen zur möglichen Wiedereinführung der Maskenpflicht an einzelnen Schulen zu schaffen.
Die SPD will die Maßnahmen in den rund 6000 NRW-Schulen nicht mehr an der lokalen Corona-Inzidenz ausrichten, sondern an der Infektionslage an der jeweiligen Einrichtung. Der Maßstab für verschärfte Maßnahmen müsse sein: „Ist genügend Personal da, um den Unterricht aufrecht zu erhalten? Und wie viele Kinder sind von Ansteckungen betroffen?“
Österreichs Quarantäne-Ende kein Vorbild für NRW
Die Entscheidung Österreichs, die Quarantäne praktisch abzuschaffen und selbst infizierte Lehrer mit Maske unterrichten zu lassen, wenn diese sich dazu in der Lage fühlen, findet Ott nicht nachahmenswert. Am 10. August enden für die meisten der 2,5 Millionen NRW-Schüler die Ferien. Auch die Kitas dürften nach dem Ende des Sommerurlaubs wieder deutlich voller werden. Bislang hat die neue Landesregierung offen gelassen, wie sie mit dem erwarteten Anstieg der Corona-Infektionszahlen im Herbst umgehen will.
Ott forderte im Schulbereich überdies mehr programmatischen Ehrgeiz. Angesichts von Corona-Bildungslücken, Lehrermangel und inzwischen 4000 Schulabgängern ohne Abschluss sei es nicht hinnehmbar, dass CDU und Grüne lediglich Ruhe ins System bringen wollten: „Das ist ein bisschen wenig.“