Düsseldorf. Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Ärzte und Kliniken in NRW warnen vor Leichtsinn. Ein “Corona-Sommer“ droht.

Weil sich die Coronalage in NRW zuspitzt, wird der Ruf, auf weitere Lockerungen zu verzichten, lauter. „Die Infektionszahlen steigen seit fünf Tagen wieder, in Köln schnellen die Corona-Zahlen nach Karneval enorm in die Höhe. Wir können also noch lange keine Entwarnung geben und müssen die Schutzmaßnahmen noch länger einhalten. Ansonsten droht ein weiterer Corona-Sommer“, sagte Dr. Hans-Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, dieser Redaktion.

Die Vorstellung, Sonne und Frühling bedeuteten ein Ende der Pandemie, sei ein gefährlicher Trugschluss, warnte Gehle. „In den Anstrengungen, die Impfquoten zu steigern, dürfen wir jetzt nicht nachlassen, sonst gibt es im Herbst ein böses Pandemie-Erwachen.“

Die Regeln waren erst vor wenigen Tagen erneut gelockert worden.

Kliniken warnen: "Neue Unbekümmertheit gegenüber dem Virus"

Auch Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW) beobachtet die Entwicklung mit Sorge: „Möglicherweise haben die Lockerungen der vergangenen Wochen eine neue Unbekümmertheit gegenüber dem Coronavirus ausgelöst. Die Auslastung der Krankenhäuser mit stationären COVID-19-Fällen ist unverändert sehr hoch“, sagte Blum. Für viele Kliniken verschärfe sich die Lage inzwischen zusätzlich, weil wieder mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch Corona-Infektionen oder Quarantäne ausfielen. Die KGNW appelliert an die Bürger, „den Selbstschutz weiterhin ernst zu nehmen.“

Besonders ernst ist die Lage in Köln

Die Sieben-Tage-Inzidenz in NRW nahm am Dienstag um rund 100 auf 1232 zu, wie das Robert Koch-Institut mitteilte. In Köln stieg die Inzidenz auf 2504 (Vortag 2333), offenbar eine Folge des Karnevals. Fast 700 Beschäftigte der Uniklinik Köln sind mit dem Coronavirus infiziert oder befinden sich in Quarantäne. Operationen müssen dort wegen der angespannten Personallage verschoben werden.

Außerdem hat sich die Infektionslage in den Kitas in NRW in Folge der Omikron-Welle erneut verschlechtert. Die Zahl der Kinder und Kita-Beschäftigten, bei denen eine Corona-Infektion gemeldet wurde, stieg im Februar um rund 20 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Das geht aus den jüngsten Daten des NRW-Familienministeriums zur Meldelage in den Kitas des Landes hervor. Bei den Kita-Kindern steigen die Infektionszahlen demnach bereits seit November, bei den Beschäftigten seit Dezember 2021 kontinuierlich an. Im Februar wurden fast 31.000 infizierte Kita-Kinder und 18300 infizierte Kita-Beschäftigte gezählt.

Zum 20. März sollen viele Maßnahmen wegfallen

Nach jetziger Rechtslage entfallen zum 20. März die meisten Corona-Maßnahmen. Dann ist nur noch ein „Basisschutz“ vorgesehen, zum Beispiel die Maskenpflicht in Innenräumen und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Das NRW-Gesundheitsministerium erinnert aber daran, dass diese Lockerungen nur greifen, wenn es das Infektionsgeschehen zulasse. „Aktuell kann niemand sicher sagen, wie sich das Infektionsgeschehen am 20. März darstellt“, sagte das Ministerium auf Anfrage.

Die Regierung beobachte daher die Infektionslage sowie die Auslastung der Krankenhäuser sowie der Intensivstationen sehr genau. Dabei gehe es besonders um die Frage, ob die Fallzahlen unabhängig vom Karneval weiter steigen. (mit dpa)