Düsseldorf. In NRW müsste der Ausbau der Windenergie verdreifacht werden, fordert der Verband LEE. Anders seien die Klimaziele nicht zu erreichen.
Der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) in NRW wirf der Landesregierung vor, viel zu wenig für den Ausbau von Wind- und Solarenergie zu tun. Zwar liege NRW beim Windkraft-Ausbau mit einem Plus von 331 Megawatt im Jahr 2021 auf Platz drei hinter Niedersachsen und Brandenburg. „Aber diese 331 Megawatt sind nur ein Drittel des Zubaus, der notwendig ist, damit das Land NRW seine eigenen Klimaziele bis 2030 erreicht“, sagte LEE-Vorsitzender Reiner Priggen am Montag im Landtag. Die Anstrengungen beim Windkraft-Ausbau müssten also verdreifacht werden. Der LEE bezieht sich hierauf aktuelle Zahlen der Fachagentur LA Wind.
Nur 83 neue Windkraftanlagen im vergangenen Jahr
Laut dem Verband waren Ende 2021 landesweit 3.560 Windkraftanlagen mit zusammen 6.340 Megawatt Leistung in Betrieb. Zugebaut wurden demnach im vergangenen Jahr nur 83 Anlagen. Die durchschnittliche Leistung je Anlage habe nur bei knapp 1,8 Megawatt gelegen. „Heute werden in der Regel Windkraftwerke mit mehr als fünf Megawatt Leistung genehmigt, die Landesregierung wäre also gut beraten, eine Repowering-Offensive zu starten“, forderte Priggen. Mit Repowering ist das Ersetzen alter Anlagen durch neue, moderne gemeint. Das Ziel der neuen Bundesregierung, zwei Prozent der Flächen in Deutschland für Windparks vorzusehen, gelte auch für NRW. Derzeit erreiche dieses Land aber nur 0,7 Prozent.
Forderung: 1000-Meter-Abstandsregel müsse weg
Die landeseigenen Ziele beim Ausbau erneuerbarer Energien und beim Klimaschutz und die des Bundes erforderten eine Abschaffung der 1000 Meter-Abstandsregel zur Wohnbebauung. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hatte in der vergangenen Woche darauf hingewiesen, dass Kommunalparlamente beschließen könnten, diesen Abstand auch zu unterschreiten. In der Praxis geschehe dies allerdings nicht, kritisierte der LEE. „Mir ist kein einziger entsprechender Ratsbeschluss in NRW bekannt“, sagte Priggen, der früher dem Landtag angehörte und dort die Grünen-Fraktion führte.
Die Lobbyisten für den Ausbau erneuerbarer Energien fordern vereinfachte und beschleunigte Genehmigungsverfahren für neue Windräder und beim Ersatz für alte Anlagen (Repowering). Sie schlagen vor, dass in jedem Regierungsbezirk nur noch eine Genehmigungsstelle zuständig sein sollte.
Ausdrücklich gelobt wird die Landesregierung für ihre Bereitschaft, Windkraft-Anlagen auf geschädigten Waldflächen (Kalamitätsflächen) zu gestatten, um Not leidenden Waldbauern eine Perspektive zu geben. Laut Priggen ist das ein "Akt der Vernunft".
Vorbild Coesfeld?
Als „Blaupause“ für einen gelungenen Windkraft-Ausbau eigne sich die Stadt Coesfeld, sagte die dortige Bürgermeisterin Eliza Diekmann (parteilos). In ihrer Kommune gebe es eine große Akzeptanz für neue Anlagen. Die Bürger würden sehr früh in die Planungen einbezogen und hätten die Gelegenheit, sich zu attraktiven Konditionen an solchen Projekten selbst zu beteiligen. In einen neuen Windpark seien so fünf Millionen Euro Bürger-Geld geflossen. Der Lohn: fünf Prozent Zinsen im Jahr. Ein sechsstelliger Betrag aus den Windkraft-Erlösen fließe jedes Jahr in soziale und kulturelle Projekte.
"Nur fünf Prozent der Solar-Potenziale werden genutzt"
Laut dem LEE hinkt NRW auch bei Solar und Photovoltaik den Möglichkeiten weit hinterher. „Wir nutzen hier nur fünf Prozent unserer Photovoltaik-Potenziale“, sagte Priggen. Dabei seien diese Anlagen zuletzt viel billiger geworden und hielten 30 Jahre. Auch blieben viele potenzielle Solar-Flächen an Autobahnen ungenutzt.
Der Ausbau der Windenergie ist allerdings nicht nur bei Anwohnern umstritten. Der LEE liegt derzeit im Clinch mit mehreren großen Naturschutzverbänden in NRW, unter anderen mit dem Naturschutzbund NABU. Die Naturschützer befürchten, Windräder seien eine Bedrohung für den Artenschutz.