Düsseldorf. Zumindest auf geschädigten Waldflächen könnten Windräder stehen. Den Wäldern in NRW geht es etwas besser, aber noch lange nicht gut.

NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) kann sich vorstellen, dass zumindest auf manchen Waldflächen zahlreiche Windräder gebaut werden könnten. „Ich war eine strikte Gegnerin von Windkraft im Wald und gebe zu, dass ich meine Einstellung etwas geändert habe“, sagte sie am Rande der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2021. Sie könne sich „durchaus vorstellen, dass wir auf den Kalamitätsflächen Windkraft zulassen“. Dabei handelt es sich um schwer geschädigte Waldflächen. Damit können die zuletzt stark beeinträchtigten Einkommen der Waldbesitzer stabilisiert werden.

"Waldschonende Möglichkeiten", Windräder zu bauen

Die Bedingung dafür: Es dürfe sich nur um eine Übergangszeit handeln, bis sich der Wald wieder erholt habe. Es sei wegen der größeren Entfernungen zur Wohnbebauung etwas einfacher, Windkraftanlagen im Wald zu bauen. Diese Räder veränderten zwar das Landschaftsbild deutlich, so die Ministerin. „Aber inzwischen ist der Wille in den Regionen so stark, Windkraft im Wald zuzulassen, dass wir sagen, es gibt waldschonende Möglichkeiten, solche Anlagen zu bauen.“ Heinen-Esser verhandelt darüber mit ihren Kabinettskollegen Andreas Pinkwart (FDP, Wirtschaft) und Ina Scharrenbach (CDU, Bauen). Die Grünen fordern diesen Schritt mit Nachdruck.

Wälder im Moment "nicht widerstandsfähig"

Insgesamt hat sich der Zustand der Wälder nach Stürmen, Trockenheit und mit der Heimsuchung durch Borkenkäfer zuletzt etwas verbessert, so die Landesregierung. „Wir wollen im Jahr 2022 in die Zukunft schauen und die Wälder wieder aufbauen. Sie sind im Moment nicht widerstands- und leistungsfähig“, sagte Heinen-Esser. Die Wald-Schadfläche liege bei gigantischen 113.000 Hektar. Ein Teil könne sich selbst regenerieren, aber rund 90.000 Hektar müssten wieder bewaldet werden. Dort müssten „klimastabile Mischwälder“ entstehen. Infos dazu bündelt das Land im Portal www.waldinfo.nrw.de

Buchen geht es besser, Eichen und Fichten schlechter

Ein kleiner Lichtblick: Die Baumkronen-Verlichtung ist leicht rückläufig. Etwa 40 Prozent der Bäume weisen eine Kronenverlichtung auf, im Jahr davor waren es 44 Prozent. Aber dieser Befund ist mit Vorsicht zu lesen. Denn die Kalamitätsflächen, also die abgestorbenen Bäume, tauchen in der Zustandserhebung nicht mehr auf. Deutlich verbessert hat sich laut Waldzustandsbericht der Zustand der Buchen, Eiche und Fichte haben sich demnach „leicht verschlechtert“, die Kiefer stagniere. Dass es den Wäldern leicht besser gehe, sei in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die Niederschlagsmenge zuletzt wieder größer war.

Heinen-Esser zeigte sich zuversichtlich, dass es innerhalb der kommenden zwei Jahre eine bundesweite „Baumprämie“ geben dürfte, die den Beitrag der Wälder zum Klimaschutz besser honoriere.

Grüne: Wald repariert sich am besten selbst

"Es gibt keinen Grund zur Entwarnung" sagte Norwich Rüße, Umweltexperte der Grünen-Landtagsfraktion, nach der Vorstellung des Berichtes. "Es ist gut und richtig, dass die Landesregierung den Schwerpunkt für 2022 auf die Wiederbewaldung legt. Wir müssen weg von Fichtenmonokulturen und hin zu naturnahen, artenreichen Mischwäldern, die dem Klimawandel besser standhalten. Aber wir brauchen jetzt eine naturnahe Wiederbewaldung", so Rüße.

Wer jetzt glaube, den Wald einfach ,reparieren‘ zu können, habe nicht begriffen, dass der Wald sich am besten gegen den Klima-Dauerstress durch Naturverjüngung wappne – also indem er sich selbst erneuere. Rüße: "Dabei benötigt der Wald von Politik und Waldbäuerinnen und Waldbauern allenfalls Hilfe zur Selbsthilfe."