Düsseldorf. Mix aus Härte und Milde: Minister Joachim Stamp (FDP) sieht seinen Kurs durch den neuen Integrationsbericht bestätigt.
NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) sieht „echte Fortschritte“ bei der Integration von Bürgern mit Einwanderungsgeschichte seit 2009. Die Identifikation dieser Menschen mit NRW und ihr Vertrauen in den demokratischen Rechtsstaat ist laut dem gerade veröffentlichten Teilhabe- und Integrationsbericht 2021 des Landes deutlich größer geworden und liegt zum Teil höher als bei Menschen ohne Migrationshintergrund.
NRW sei zu einem „modernen Einwanderungsland mit bundesweiter Vorbildfunktion“ geworden, so Stamp. Zum 1. Januar tritt in NRW ein neues Teilhabe- und Integrationsrecht in Kraft, das die Aufstiegschancen von Migrantinnen und Migranten weiter verbessern soll.
Fast ein Drittel der NRW-Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte
Alle fünf Jahre fasst die Landesregierung Daten zur Integration zusammen. Die aktuellsten Zahlen stammen aus 2019 und 2020. Wichtigstes Ergebnis: Kein Bundesland zählt so viele Menschen mit Wurzeln im Ausland wie NRW: Mit 5,3 Millionen hat fast ein Drittel der Bevölkerung eine Einwanderungsgeschichte. Seit 2009 steig diese Zahl um eine Million an. An der Spitze liegt Hagen mit einem Anteil von 43,2 Prozent. Zu den Haupt-Herkunftsländern der im Jahr 2019 Zugwanderten zählten Rumänien, Polen, Bulgarien, die Türkei und Italien.
Die Zahl der Asylanträge sank seit 2016 deutlich von rund 203.000 auf etwa 26.000 im Jahr 2020, sie steigt seit Sommer 2021 aber wieder an. Die Zahl der in NRW lebenden Geflüchteten verfünffachte sich zwischen 2010 und Ende 2020 auf rund 400.000.
Großes Vertrauen in Justiz und Polizei
Das „Systemvertrauen“ ist bei NRW-Bürgern mit und ohne Migrationshintergrund ähnlich stark ausgeprägt. Zum Beispiel vertrauen etwa 70 Prozent dem Bundestag. Das Vertrauen in die Justiz ist unter Zugewanderten (86 Prozent) noch größer als bei den nicht Zugewanderten (79 Prozent), die Polizei schneidet vergleichbar gut ab.
Bemerkenswert ist der Fortschritt bei der Bildung: 38,4 Prozent der Migranten im Alter von 18 bis 65 Jahren verfügten 2019 über die (Fach-) Hochschulreife – ein Plus von 9,3 Prozent seit 2009. Besorgnis erregend ist aber, dass zuletzt 11,6 Prozent der Zugewanderten keinen Schulabschluss hatten. Diese Quote liegt bei Bürgern ohne Migrationshintergrund nur bei 1,7 Prozent. Zwei Drittel der Türkeistämmigen in NRW geben an, gerne in Deutschland zu leben. Fast 60 Prozent von ihnen haben in jüngerer Zeit Diskriminierungen erlebt.
Mix aus Milde und Härte
Minister Stamp wirbt dafür, den in NRW praktizierten „Zweiklang aus Chancen für gut Integrierte und Härte gegen Integrationsunwillige“ auch auf Bundesebene zu intensivieren. Die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP haben sich auf eine Reform der Migrationspolitik verständigt.