Düsseldorf. Der Bund muss Millionen Dosen zusätzlich beschaffen. RKI-Präsident Wieler ruft nach mehr Kontaktbeschränkungen und schnellerem Impfen.
„Das Boostern ist in NRW ein Erfolg. Der Turbo ist längst gezündet“, verkündete NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Donnerstag im Landtag. Doch in die Freude über die vielen Auffrischungsimpfungen, die im Dezember verabreicht werden können, mischt sich die Furcht vor einer Verknappung der Impfstoffe.
Über die Frage, ob der Impfstoff-Vorrat in den kommenden Wochen reicht, konnte Laumann „nichts Abschließendes“ sagen. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern seien im intensiven Austausch dazu. Im Moment bleibt vor allem die Hoffnung. „Ich wünsche mir sehr, dass man es hinkriegt, dass der Impf-Turbo nicht wieder gedrosselt werden muss und wir in vollem Umfang den Impfstoff haben“, so der Minister.
Das Hin und Her um die Fristen für die Booster-Impfung hatte in NRW viele Menschen verunsichert.
Laumann: "Für die Beschaffung ist der Bund zuständig"
Das sei aus seiner Sicht auch wichtig für das Vertrauen der Menschen in die Politik. Kritik der Opposition an der Impfstoff-Bevorratung in NRW wies Laumann zurück: Für die Beschaffung sei der Bund, nicht die Bundesländer zuständig.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärte, dass es derzeit eine Lücke von 20 Millionen Impfdosen zwischen den bis Ende März zugesagten Lieferungen und den bis dahin benötigten 70 Millionen Dosen für Booster-, Erst- und Zweitimpfungen gebe. Der Hersteller Moderna sei aber bereit, 35 Millionen Dosen als „vorgezogene Lieferung“ nach Deutschland zu liefern, und die EU-Kommission habe dem auch zugestimmt. Die Bundesregierung versuche außerdem, in Rumänien, Bulgarien, Portugal und Polen zusätzliche Impfstoffdosen zu kaufen.
"Impf-Turbo" hat in NRW gezündet
In NRW werden derzeit laut Gesundheitsministerium wöchentlich mehr als eine Million Impfungen verabreicht, alleine am vergangenen Mittwoch waren es 400.000. Um das bundesweite Ziel von 30 Millionen Impfungen bis zum Jahresende in NRW zu erreichen, müssten noch 1,1 Millionen Impfungen vorgenommen werden. „Geschafft haben wir bis heute 5,4 Millionen“, sagte Karl-Josef Laumann. NRW stehen beim Boostern in der Rangliste der Länder auf Platz zwei hinter dem Saarland.
RKI-Präsident: Omikron wird bald übernehmen
Der Präsident des Robert-Koch-Institutes (RKI), Lothar Wieler, bereitete die Bevölkerung auf Weihnachten unter erschwerten Bedingungen vor. „Es liegen noch schwere Wochen vor uns“, sagte er. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Omikron-Virusvariante das Infektionsgeschehen übernehme. Die Situation dürfte sich dadurch weiter verschärfen, auch für Geimpfte. Sein Rat: Kontaktbeschränkungen intensivieren und gleichzeitig schneller impfen. „Lassen sie uns die Feiertage so verbringen, dass Weihnachten nicht für das Virus ein fest wird. Verbringen Sie dieses Fest nur im kleinsten Freundes- und Familienkreis“, warnte Wieler.