Düsseldorf. “Spiegel der Befindlichkeit“: Die Forscher Karl-Rudolf Korte und Norbert Kersting über die Umfrage und die Probleme der Landespolitik.

„Ein Spiegel der Befindlichkeit“ ist nach Einschätzung des Politikprofessors Karl-Rudolf Korte die große Umfrage der WAZ und weiterer 37 Tageszeitungen. Der erste große „NRW-Check“ hat ergeben, dass viele Bürger mit der Landespolitik unzufrieden sind und dass die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie als unzureichend empfunden werden.

„Die Umfragen messen in dieser Phase des Pandemie eine extreme Coronamüdigkeit. Die Sehnsucht nach Normalität, nach Postcorona-Sicherheit ist sehr ausgeprägt“, sagte  Korte. Gleichzeitig favorisierten die Bürger „konstant in allen Phasen der Pandemie, absolut mehrheitlich, strenge und stringentere Maßnahme zur Eindämmung von Corona“, so der Professor der Uni Duisburg-Essen.

Die Kommunikation in der Krise muss gelingen

Der aufgeklärte Wunsch der Menschen nach schlüssiger, einheitlicher, nachvollziehbarer politischer Krisen-Kommunikation sei groß, so Korte „Politische Führung ist in der Pandemie vor allem gelungene Kommunikation - den Rest leistet gutes Management.“

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Im Auftrag der WAZ und 37 weiterer Zeitungen hat Forsa die Menschen in NRW zur politischen Stimmung, der Pandemie und dem Strukturwandel befragt. Das mit Abstand größte Problem aus Sicht der Befragten: die Corona-Pandemie.
Von Michael Kohlstadt, Sophie Sommer, Stephanie Weltmann (Texte)Pascal Behning, Marc Büttner, Denise Ohms (Grafiken) auf Grundlage einer Forsa-Umfrage

Aus der Sicht des Politikwissenschaftlers Prof. Norbert Kersting von der Uni Münster zeigt der „NRW-Check“, dass es für die CDU schwierig sei, nach der Bundestagswahl wieder auf die Beine zu kommen. In der Sonntagsfrage kommen CDU und SPD auf 27 Prozent der Stimmen. Könnten die Bürger den Ministerpräsidenten selbst wählen, erreichte Hendrik Wüst (CDU) 24, sein Herausforderer Thomas Kutschaty (SPD) sogar nur zwölf Prozent.  „Personell hat sich die CDU in NRW schnell neu aufgestellt. Nun muss die Landespartei aber in die inhaltliche Diskussion und klären, welche Themen sie besetzen will“, so Kersting.

Von Wohl und Wehe der Ampel hängt in NRW viel ab

Möglicherweise sei es ein Vorteil für die CDU im Land, dass die Union im Bund Oppositionspartei ist. Es könne aber auch anders kommen: Wenn die Ampel im Bund einen guten Start erwische, könnten davon SPD, Grüne und FDP in NRW profitieren. „Einen krassen Fehlstart hat die neue Bundesregierung jedenfalls nicht hingelegt“, findet Kersting.

Die Opposition in NRW habe ein Problem mit der Selbstdarstellung. Kersting: „Ministerpräsident Wüst hat den Amtsbonus und den Vorteil, dass er sich als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz besser in Szene setzen kann als Thomas Kutschaty. Wüst muss aber aufpassen, dass ihm keine handwerklichen Fehler unterlaufen.“ Ein Beispiel: Die Verwirrung um die Fristen beim Boostern.

Mit der im NRW-Check von einer großen Mehrheit befürworteten allgemeinen Impfpflicht würde sich die Politik „ehrlich machen“. Ungeimpfte seien heute schon weitgehend aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen.