Düsseldorf. Beschäftigte im Pflegebereich müssen sich demnächst impfen lassen. Wüst bringt ein Impfangebot in Apotheken und Zahnarztpraxen ins Spiel.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) will im Kampf gegen die vierte Corona-Infektionswelle nicht mehr allein Ärzte impfen lassen. „Wir haben eine Situation, die dazu führen muss, dass wir unorthodoxer unterwegs sind. Warum sollen Apotheker nicht impfen können? Warum sollen nicht Zahnärzte impfen können, die setzen die kompliziertesten Spritzen im Mund? Warum sollen die das nicht hinkriegen?“, fragte Wüst am Freitag im Podcast „The Pioneer“.

Wegen der riesigen Nachfrage nach Auffrischungsimpfungen (Booster) und der Bedeutung von weiteren Erstimmunisierungen von bislang Ungeimpften für die Eindämmung der Pandemie strebt die Landesregierung einen schnellen Mix aus Angeboten in Arztpraxen, kommunalen Stellen und durch mobile Teams an. Man habe im Sommer bundesweit eine Million Menschen am Tag geimpft und könne das wieder schaffen, so Wüst.

"Wir müssen kreativer werden"

Frühestens fünf Monate nach der Zweitimpfung soll sich jeder Erwachsene einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission zufolge eine Auffrischungsspritze setzen lassen. In Apotheken und Zahnarztpraxen müssten womöglich Ersthelfer vom Roten Kreuz begleitend eingesetzt werden, weil es in sehr seltenen Fällen zu einem Impfschock kommen kann, sagte Wüst. „Wir müssen kreativer werden“, forderte er.

Der Ministerpräsident machte zugleich deutlich, dass er spätestens bis Jahresende ein Bundesgesetz zur vereinbarten Einführung einer Impfpflicht in Pflegeberufen erwarte. Wüst ließ offen, ob auch weitere Berufsgruppen unter diese Vorgabe fallen könnten, sollten die Infektionszahlen nicht schnell sinken: „Ob weitere Schritte folgen, muss man prüfen.“

Krankenhäuser unterstützen die neue Impfpflicht

Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) unterstützte die Impfpflicht. „Gerade in den Einrichtungen, in denen besonders Schutzbedürftige betreut werden, müssen wir alles dafür tun, dass wir möglichst alle Einfallstore für das Virus abdichten“, erklärte KGNW-Präsident Jochen Brink. In den NRW-Kliniken gebe es bereits eine Impfquote von 95 Prozent. Über den Grad der Durchimpfung von Beschäftigten in Altenheimen und mobilen Pflegediensten gibt es derweil unterschiedliche Schätzungen.

Die Ärztekammer Westfalen-Lippe machte sich am Freitag für eine Ausweitung der Impfpflicht auf alle Berufsgruppen mit erhöhtem Personenkontakt wie Schule, Kitas, Einzelhandel, Polizei, Feuerwehr und Gesundheitsbranche stark. Auch eine allgemeine Impfpflicht wie in Österreich solle ins Kalkül gezogen werden.

Zudem forderte die Ärztekammer, dass die für kommende Woche angekündigte 2G-Regel für den gesamten Freizeitbereich in NRW zu 2Gplus hochgestuft werde: Gastronomie, Kultur und Sport stünden damit nur noch Geimpften und Genesenen offen, die zusätzlich tagesaktuell negativ getestet sind.