Düsseldorf. Viele Geimpfte lassen sich eine dritte Spritze geben. Die kostenpflichtigen Tests steigern aber nicht die Nachfrage nach Erstimpfungen.

Mediziner in NRW registrieren ein zunehmendes Interesse an den Auffrischungsimpfungen für Senioren, deren Grundimmunisierung gegen das Coronavirus mindestens sechs Monate zurückliegt. „Die Nachfrage nach diesen ,Booster-Impfungen‘ ist groß. Manche lassen sich nicht nur ein drittes Mal gegen Covid-19 impfen, sondern bei dieser Gelegenheit auch gegen Grippe“, sagte Monika Baaken, Sprecherin des Hausärzteverbandes Nordrhein, dieser Redaktion.

Eine rege Nachfrage nach Auffrischungsimpfungen bestätigt auch die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein. Laut aktuellen Daten des Robert-Koch-Institutes (RKI) lag die Zahl der Booster-Immunisierungen am Dienstag und am Mittwoch deutlich über der Zahl der Erstimpfungen. Am Mittwoch ließen sich mehr als 13.000 NRW-Bürger schon zum dritten Mal gegen das Coronavirus impfen. Die Auffrischungen machen derzeit knapp ein Drittel der in NRW täglich durchgeführten Impfungen aus, Tendenz: steigend.

Die einen wollen eine dritte Spritze, andere nicht einmal die erste

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat diese Auffrischung zum Beispiel Personen über 70 Jahren sowie Bewohnern und Mitarbeitern von Pflegeheimen empfohlen. Zudem könnten Grippe- und Covid-19-Impfung gleichzeitig verabreicht werden.

Während das Vertrauen der bereits doppelt Geimpften in eine dritte Immunisierung offenbar groß ist, scheint das Ende der kostenfreien Corona-Tests in den vergangenen Tagen nicht zu einer größeren Impfbereitschaft unter den Ungeimpften zu führen. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) registriere keine stark gestiegene Nachfrage, erklärte deren Sprecherin Vanessa Pudlo.

Christopher Schneider, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) sagte, die Nachfrage nach Impfungen sei in den vergangenen Tagen „nicht spürbar“ gestiegen. In den beiden Wochen vor dem Ende der Gratis-Schnelltests beobachtete die KVNO allerdings ein leicht steigendes Interesse an Corona-Impfungen. „In der vergangenen Woche wurden im Schnitt in einer Praxis im Bezirk Nordrhein 27,7 Impfungen durchgeführt. In der Woche davor waren es 26,5.“

Der Effekt durch die kostenpflichtigen Tests ist offenbar längst vorbei

Diejenigen, die sich wirklich impfen lassen wollten, hätten dies längst getan, erklärte Schneider. Die anderen jetzt noch zu einer Corona-Impfung zu motivieren, sei schwer. Monika Baaken vom Hausärzteverband Nordrhein sieht es genauso: „Wir rechnen auch nicht mit einer steigenden Nachfrage.“

Zahlen des NRW-Gesundheitsministeriums, die dieser Redaktion vorliegen, stützen diese These. Demnach ließ sich ein deutlicherer Anstieg der Erstimpfungen im wochenweisen Vergleich lediglich im August erkennen, als bekannt wurde, dass Corona-Tests im Herbst kostenpflichtig werden. Der Effekt ist also schon längst vorbei. Es gab noch eine kleine Erhöhung der Nachfrage im Vergleich der letzten beiden Montage. Die Zahl der Erstimpfungen verdoppelte sich auf rund 14.500. Dieser Trend brach aber rasch wieder ab.

NRW steht im Ländervergleich bei den Impfquoten weiter recht gut da, und zwar auf Platz fünf. Die Quote der Erstgeimpften lag laut RKI am Donnerstag zuletzt bei 73,2 Prozent, die der doppelt Geimpften bei 69 Prozent. Diese Werte blieben zuletzt fast unverändert.