Essen. Verdi hat Fachkräfte in Kitas und im Ganztag befragt. Wie groß die Unzufriedenheit ist, zeigt sich im Wunsch vieler, den Job zu wechseln.
Nach eineinhalb Jahren Pandemie herrscht unter Beschäftigten in den NRW-Kindertagesstätten und in Angeboten des Offenen Ganztags (OGS) zunehmend Frust und Unmut. Wie aus einer aktuellen Umfrage der Gewerkschaft Verdi hervor geht, denken fast 30 Prozent der Befragten über einen Stellenwechsel nach, mehr als fünf Prozent wollen den Beruf ganz an den Nagel hängen.
Die Befragung zeige, wie unzufrieden die Beschäftigten in NRW mit ihrer Situation seien, sagt Marlene Seckler, Gewerkschaftssekretärin bei Verdi NRW im Fachbereich Gemeinden. In Kitas und im Ganztag fehlten pädagogische Fachkräfte. „Es besteht dringender Handlungsbedarf, die Situation in NRW zu verbessern“, betonte Seckler.
Wenig Chancen zur Aus- und Weiterbildung
Die Befragung hat ergeben, dass Beschäftigte trotz des Fachkräftemangels nur wenig Chancen zu Aus- und Weiterbildungen haben. Rund 40 Prozent der Befragten in NRW erhalten demnach keine Möglichkeit der Höherqualifizierung. Für die Begleitung von Praktikantinnen und Praktikanten fehlt oft die Zeit und vielfach die Qualifizierung. Die Hälfte der in NRW befragten Kita-Kräfte gab an, dass ihnen keine Zeit zur Praxisanleitung zur Verfügung stehe.
An der Verdi-Befragung haben zwischen Mai und Juni bundesweit 19.000 Fachkräfte aus Kitas und OGS teilgenommen, davon rund 4000 aus NRW.
Nächste Tarifrunde startet im Januar 2022
Seckler kritisiert, bislang seien keine Maßnahmen ergriffen worden, den Beruf in der frühkindlichen Bildung wieder attraktiv zu machen. Ein steigendes Angebot an Kita- und Ganztagsplätzen setze eine steigende Anzahl an Fachkräften voraus. In NRW sei die Zahl der Fachschulen für Erziehende aber seit 2017 sogar gesunken. Ein Helferprogramm ist ausgelaufen, eine in NRW gestartete neue Ausbildung bringe keine Entlastung.
Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung vom August werden allein in den NRW-Kitas bis 2030 mindestes 10.000 Kita-Fachkräfte zusätzlich nötig sein, um die Tagesbetreuung von Kindern unter drei Jahren auszubauen und qualitativ mit einem höheren Stellenschlüssel zu verbessern. Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hatte unlängst kritisiert, dass sich der Personalmangel in den Kitas in den vergangenen zwölf Monaten verschärft habe. Im Januar 2022 startet die nächste Tarifrunde für den Sozial- und Erziehungsdienst.