Düsseldorf. Landtagsfraktion fordert von NRW-Regierung Auskunft über „Ungereimtheiten“ im Zusammenhang mit der Ablehnung des Welterbe-Antrags.

Die SPD im Ruhrgebiet und im Landtag hadert immer noch mit der am Widerstand der Landesregierung gescheiterten Bewerbung des Reviers für den Titel Unesco-Weltkulturerbe. Jetzt streut die Ruhr-SPD sogar den Vorwurf, Teile der Jury, die im Sommer den Welterbe-Antrag der Stiftung Industriedenkmalpflege verrissen hatte, seien womöglich nicht neutral gewesen.

„Ein Teil der Jury könnte befangen gewesen sein. Immerhin haben zwei der fünf Jurymitglieder in anderen Bundesländern an anderen Antragsverfahren zum Weltkulturerbe mitgearbeitet, teilweise dafür sogar ein Honorar erhalten“, erklärte Frank Baranowski, Sprecher der Ruhr-SPD. „Wie man auf der einen Seite an eigenen Weltkulturerbe-Anträgen mitschreibt und gleichzeitig vorurteilsfrei in einer anderen Jury sitzt, bleibt mir ein großes Rätsel“.

Vorwürfe gegen die Landesregierung

Die Sozialdemokraten meinen weitere „Ungereimtheiten“ entdeckt zu haben: NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) sei selbst Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Industriedenkmalpflege und hätte früh auf die Qualität des von ihr kritisierten Antrags Einfluss nehmen können. Schließlich habe der Bundestag im Sommer mit breiter Mehrheit ein Förderprogramm „Industriekultur“ beschlossen. Die ignoriere die NRW-Regierung mit ihrer Kritik an der Revier-Bewerbung.

Die SPD-Landtagsfraktion trägt das Thema nur auf eine größere Bühne und verlangt von der Regierung Antworten auf die Umstände der gescheiterten Bewerbung. „Die Landesregierung muss ausräumen, dass bei der Jury des Landes Befangenheit im Spiel war. Daher will ich von ihr wissen, aus welchen konkreten Gründen sie die Welterbe-Bewerbung des Ruhrgebiets nicht an die Kultusministerkonferenz der Länder weitergeleitet hat“, sagte Fraktionsvize Michael Hübner dieser Redaktion.

Die Landesregierung hatte Ende August entschieden, den „Welterbe“-Antrag nicht an die Kultusministerkonferenz zu schicken. Sie verwies auf die nur „fragmentarische politische Unterstützung“ in der Region für das Projekt und auf das vernichtende Urteil der Fachjury.