Düsseldorf. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Ungeimpften liegt weit über der der Geimpften. Viele Länder weisen die beiden Werte nun getrennt aus.

„Wir sehen eine Pandemie der Ungeimpften“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) zuletzt im Landtag. 86 Prozent der Covid-19-Patienten mit schweren Verläufen in den NRW-Kliniken seien nicht geimpft. Die Landesregierung prüft daher, ob es sinnvoll wäre, künftig die Inzidenzwerte für Geimpfte und Ungeimpfte getrennt auszuweisen.  Viele Ärzte und Klinikbetreiber würden dies begrüßen.

Das Landeszentrum Gesundheit führe „probeweise Berechnungen“ zu den getrennten Inzidenzen durch, erklärte das Gesundheitsministerium auf Nachfrage. Andere Länder sind schon zu dieser Praxis übergegangen, zum Beispiel Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Hessen, Hamburg und Bremen. Die Inzidenz der Ungeimpften liegt weit über der der Geimpften, in Hessen zum Beispiel 262,3 zu 12,7 unter Bürgern ab zwölf Jahren.

"Je besser wir Bescheid wissen, desto besser können wir reagieren"

Dr. Frank Bergmann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) sagte dieser Zeitung: „Wir würden ein solches Verfahren auch in NRW sehr begrüßen. Je besser wir Bescheid wissen, desto besser können wir reagieren. Dass fast 90 Prozent der Patienten bundesweit auf den Intensivstationen Ungeimpfte oder nicht vollständig Geimpfte sind, ist ein deutliches Signal, um die Impfbereitschaft zu stärken.“

Ähnlich äußert sich Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen: „Wir halten es für einen sinnvollen Ansatz, die Inzidenzen für Geimpfte und Ungeimpfte nicht nur zu unterscheiden, sondern auch gesondert auszuweisen“, sagte er.

"Getrennte Inzidenzen helfen bei Entscheidung über Schutzmaßnahmen"

„Das verschafft allen Entscheidern nicht nur eine bessere Übersicht der aktuellen Pandemiesituation, es hilft auch – neben Blick auf Hospitalisierungsrate, Impfquote nach Alter, Belegung von Intensivkapazitäten, Positivrate an Tests und Steigerungsquoten bei Inzidenz und Hospitalisierung – bei der Entscheidung, welche Schutzmaßnahmen zu treffen sind.“ Außerdem könne eine getrennte Ausweisung Nicht-Geimpfte dazu motivieren, sich impfen zu lassen, hofft Brink. Erhoffter Effekt: Entlastung für die Intensivstationen.

Laumann hat schon angekündigt, ab der kommenden Woche neue Indikatoren zur Beurteilung der Corona-Lage einzuführen: die Neuaufnahme von Corona-Patienten in den Krankenhäusern (Hospitalisierung) sowie den Anteil der belegten Intensivbetten durch Covid-19-Patienten.