Essen. Großstadtbewohner brauchen mit Bussen und Bahnen deutlich länger bis zum Ziel. Untersucht wurden auch zwei Städte im Ruhrgebiet.
Mit dem Auto kommt man in den Großstädten doppelt so schnell zum Ziel wie mit Bussen und Bahnen. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des Mobility Institute Berlin (mib). Die Verkehrsforscher hatten in einem aufwendigen Verfahren berechnet, wie groß der Reisezeitnachteil für Nahverkehrsnutzer im Vergleich zu Autofahrern in den elf größten deutschen Städten ist. Das Ergebnis: Mit dem ÖPNV brauchen Großstadtbewohner für die Fahrt von A nach B im Durchschnitt exakt 2,06-mal so viel Zeit wie mit dem Auto.
Am schnellsten in München und Stuttgart
Die Unterschiede von Stadt zu Stadt sind dabei eher marginal. Städte mit besonders hoher Bevölkerungsdichte schnitten beim ÖPNV-Tempo tendenziell noch am besten ab. Am schnellsten ist man mit Bussen und Bahnen demnach in München und Stuttgart (Reisezeitindex jeweils 1,94) unterwegs, am langsamsten in Hamburg (2,24).
Auch in den vier untersuchten nordrhein-westfälischen Städten dauert die Fahrt mit dem ÖPNV im Durchschnitt mindestens doppelt so lang wie mit dem Auto. In Dortmund liegt der Faktor bei 2,16, in Essen (2,12), Düsseldorf (2,04) und Köln (2,0) geht es nur unwesentlich schneller.
Wartezeiten an den Haltestellen
Als Gründe für den großen Zeitnachteil des ÖPNV gegenüber dem Auto selbst im dichten Großstadtverkehr nannte das Institut Wartezeiten an den Haltestellen und teils lange Fußwege dorthin. Der Reisezeitunterschied sei allerdings auch stark abhängig vom jeweiligen Standort und Reiseziel innerhalb der Stadt. Dies habe die Studie freilich berücksichtigt.
Reisezeitnachteil
Der Reisezeitnachteil des ÖPNV ist besonders relevant für die künftige Verkehrsplanung. Denn das Reisetempo gilt allgemein als eines der wichtigsten Kriterien der Bürger bei der Verkehrsmittelwahl. Institutschef Torben Greve sieht daher dringenden Handlungsbedarf für die Politik. „Die Verkehrswende kann nur gelingen, wenn der ÖPNV für mehr Menschen das Verkehrsmittel Nummer eins wird“, so Greve. Dazu müsse das Nahverkehrsangebot unbedingt wettbewerbsfähiger werden.
Besser abgestimmte Fahrpläne
Mit intelligenter Planung könne der ÖPNV auch durch kurzfristig umsetzbare Maßnahmen spürbar beschleunigt werden. Als Beispiel nannte Greve veränderte Linienführungen, weniger Umwege und Umstiege sowie eine grüne Welle für Busse und Bahnen auf der Straße. Wartezeiten ließen sich durch dichtere Takte, besser abgestimmte Fahrpläne und eine höhere Zuverlässigkeit deutlich verkürzen.