Essen/Düsseldorf. Mediziner fordern Pflicht zur Impfung für Beschäftigte in Schulen und Kitas. Verbände und Politik lehnen das ab und setzen auf Freiwilligkeit.
Lehrerverbände und Bildungsgewerkschaften in NRW weisen die Forderung nach einer Impfpflicht für die Beschäftigten in Schulen und Kitas zurück. „Unsere Position ist klar, wir lehnen eine Impfpflicht ab“, sagte GEW-Geschäftsführer Michael Schulte dieser Redaktion. Zugleich appelliere die GEW an alle Schul- und Kitabeschäftigten, sich freiwillig gegen das Corona-Virus impfen zu lassen.
Die Landesregierung sei gefordert, allen Lehrkräften und Erzieherinnen vor dem Schulstart nach den Ferien ein Impfangebot zu machen. GEW-Vorsitzende Ayla Celik ergänzt: „Nun eine Impfpflicht zu fordern, würde Lehrkräften und Erzieherinnen unterstellen, dass sie ihrer Verantwortung nicht nachkommen.“ Eine verpflichtende Corona-Impfung lehne sie grundsätzlich ab.
Weltärztechef befürwortet berufsbezogene Impfpflicht
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in NRW unterstützt die Position. „Das priorisierte Impfangebot für alle in Schule Beschäftigten war der richtige Weg“, sagte Wibke Poth, stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE NRW). „Wir setzen darauf, dass viele in der Schule verantwortungsvoll davon Gebrauch machen und so zu mehr Sicherheit beitragen.“
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Angestoßen hatte die Debatte der Humangenetiker Wolfram Henn, Mitglied im Deutschen Ethikrat. Wie die Rheinische Post zuvor berichtete, fordert Henn eine Corona-Impfpflicht für alle Beschäftigten in Schulen und Kitas. Lehrkräfte, Erzieher und Erzieherinnen sollten vor allem Kinder unter zwölf Jahren schützen, die keine Impfung bekommen könnten. Eine allgemeine Impfpflicht lehnte Henn aber ab.
Lauterbach: Die Politik muss Wort halten
Unterstützung erhält Henn vom Vorsitzenden des Weltärzteverbundes, Frank Ulrich Montgomery. „Eine berufsbezogene Impfpflicht macht Sinn“, sagte Montgomery den Zeitungen der FUNKE Mediengruppe. Das sei aber nicht nur im Bildungsbereich sinnvoll, „auch in der Medizin sollten Ärzte und Schwestern zu ihrem Schutz der ihnen anbefohlenen Patienten und zum Erhalt der Funktionen geimpft sein, wenn sie regelmäßig mit Covid-Patienten zu tun haben.“
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Widerspruch kommt von SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. „Eine solche Impfpflicht lehne ich ab. Wir haben immer betont, dass wir keine Impfpflicht einführen werden. Da muss die Politik auch Wort halten“, sagte Lauterbach dieser Redaktion. Überdies sei eine solche Pflicht überflüssig, da sich ohnehin die meisten Erzieherinnen und Erzieher impfen lassen würden, so Lauterbach.
Die Schutzgemeinschaft angestellter Lehrkräfte n NRW (Schall) fordert einen vollständigen Impfschutz für alle Schul- und Kitabeschäftigten vor dem Beginn des neuen Schuljahrs. Eine Pflicht erübrige sich, wenn alle impfwilligen Lehrkräfte eine Immunisierung erhalten haben, regelmäßige Tests an Schulen stattfinden und sämtliche Unterrichtsräume mit Luftfilteranlagen ausgestattet sind, erklärt Stefan Nierfeld für den Vorstand von Schall NRW.
Schulministerin appelliert an Verantwortungsbewusstsein
NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) verweist darauf, dass die Landesregierung schon früh Lehrkräfte sowie die Erzieher bei der Impfung priorisiert habe. „Die allermeisten haben sich mittlerweile impfen lassen“, so Gebauer. Über Daten, wie hoch die Impfquote bei den rund 190.000 Lehrkräften aktuell tatsächlich ist, verfügt das Land indes nicht.
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Laut einer Umfrage des RKI unter Lehrkräften und Erzieherinnen waren schon vor einem Monat rund 85 Prozent bereits einmal und knapp 38 Prozent vollständig geimpft. „Eine Impfpflicht für Lehrkräfte lehnen wir ebenso wie das zuständige Gesundheitsministerium ab“, stellte Gebauer klar. „Ich bin sicher, die Lehrerinnen und Lehrer sind sich ihrer verantwortungsvollen Rolle auch ohne eine Impfpflicht sehr bewusst.“
Familienminister: Die Impfbereitschaft ist groß
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Er wisse, dass die Impfbereitschaft der Kita-Beschäftigten sehr groß sei, sagte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP). Der Minister betonte: „Ich bin gegen eine Impfpflicht und lehne sie ausdrücklich ab. Die Impfung ist und bleibt eine individuelle Entscheidung.“ Stamp appellierte an alle Bürgerinnen und Bürger, ein Impfangebot zu nutzen. „Mit einer Impfung schützen wir nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Familien, Freunde und unser Umfeld.“