Düsseldorf. Lernstandserhebungen statt Klassenarbeiten fordert die SPD. Die Landesregierung müsse schnell ihre Pläne fürs neue Schuljahr erklären.

Die SPD im Landtag erhöht den Druck auf NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Fraktions-Schulexperte Jochen Ott forderte am Dienstag von der Landesregierung ein „klares Konzept“, wie es nach den Sommerferien in den Schulen weitergehe. Es sei „untragbar“, dass Schüler, Eltern und Lehrer wenige Tage vor Ferienbeginn nicht wüssten, wie NRW einen sicheren Unterricht organisieren und die Lernrückstände der Kinder verkleinern will.

"Die Kinder und Jugendlichen sind die großen Leidtragenden der letzten 18 Monate. Das muss jetzt zu Ende sein", sagte Ott. Bildungsforscher und Lehrerverbände hatten zuletzt davor gewarnt, dass die Lehrer viele ihrer Schüler in der Pandemie regelrecht "verloren" hätten.

"Auch das nächste Schuljahr wird ein Pandemie-Schuljahr"

Im ersten Quartal dürfe es laut Ott noch keine Klassenarbeiten geben. Im Mittelpunkt müssten zunächst Lernstandserhebungen stehen, um herauszufinden, wo die Schüler nach monatelangem Pandemie-Schulchaos Unterstützung benötigten. Im zweiten Halbjahr könne unter Umständen wieder an normalen Unterricht gedacht werden. „Aber es wird ein Pandemie-Schuljahr“, warnte Ott. Kinder und Jugendliche sollten mindestens in den Hauptfächern in kleinen Lerngruppen die Gelegenheit bekommen, die Lern-Defizite auszugleichen.

Selbst im Fall einer vierten Corona-Welle im Herbst dürfe es keinen Distanzunterricht und „nur im größten Notfall“ Wechselunterricht geben. „Die Schulen dürfen nicht geschlossen werden“, forderte Ott. Um sich auf diese Situation vorzubereiten, müssten schon jetzt „außerschulische Lernorte“ wie zum Beispiel Vereinsräume, Gemeindezentren und Schützenheime organisiert und zusätzliches Lehrpersonal rekrutiert werden.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die Familien zuvor auf die Möglichkeit des Wechselunterrichts im nächsten Schuljahr vorbereitet.

SPD beantragt Sondersitzung des Schulausschusses

Gerade an den Übergängen, zum Beispiel von der Kita in die Grundschule oder von der Grundschule in die weiterführenden Schulen werde es Probleme geben, sagen die Sozialdemokraten voraus. Zudem hätten viele Kinder keine Chance auf eine Schuleingangsuntersuchung gehabt.

Der Landtags-Schulausschuss wird sich nach einem SPD-Antrag am Mittwoch in einer Sondersitzung mit den Plänen für das neue Schuljahr beschäftigen.