Düsseldorf. Eine Fachjury hat die Bewerbung des Ruhrgebiets um den Titel Unesco-Weltkulturerbe verrissen. Nun wird Kritik am NRW-Heimatministerium laut.

Nach dem Verriss des Weltkulturerbe-Antrags für die Industriekulturregion Ruhrgebiet durch eine vom NRW-Heimatministerium eingesetzte Fachjury ist ein politischer Streit entbrannt. Die Herner SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, sprach von einer „verpassten Chance für die Region“, sollte die Landesregierung der Jury-Empfehlung folgen.

Müntefering kritisierte die Entscheidung des Heimatministeriums, überhaupt ein Expertengremium vorab zur Überprüfung der Anträge eingesetzt zu haben: „Das war nicht nötig und sicher nicht hilfreich.“ Kein anderes Bundesland habe die Anträge vorab durch eine Jury bewerten lassen, so Müntefering.

Fachjury bemängelte das Fehlen eines "überzeugenden Narrativs"

Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD), zugleich Vorsitzender des Ruhrparlaments, forderte die Landesregierung auf, „sich nicht vorschnell auf eine Stellungnahme festzulegen“. Vielmehr solle Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) weiterhin die Voten der beteiligten Kommunen und des Ruhrparlaments einholen. Die federführende Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, die den Antrag eingereicht hatte, kündigte Nachbesserungen am methodischen Ansatz an.

Mehrere Akteure des Reviers wollen die Industriekultur der Region zum prestigeträchtigen Unesco-Welterbe erklären lassen. Ein entsprechender Antrag sorgt seit Monaten für Diskussionen, weil Kritiker die Initiative für zu rückwärtsgewandt halten. Am Donnerstag hatte das Heimatministerium den Abschlussbericht einer Fachjury veröffentlicht. Darin wird das Fehlen eines „überzeugendes Narrativs“ bemängelt. Der Korrekturbedarf an der Bewerbung sei so groß, dass eine zufriedenstellende Überarbeitung bis zur Abgabe der Weltkulturerbe-Vorschläge im Oktober „nicht leistbar“ sei.