Düsseldorf. Angesichts explodierender Holzpreise hat die Landesregierung einen “Materialgipfel“ abgehalten - und erste Ideen für Erleichterungen.

Im Kampf gegen galoppierende Rohstoff-Preise will NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) den Handwerksbetrieben kurzfristig entgegenkommen. Nach einem „Materialgipfel“ mit Branchenvertretern am Donnerstag in Düsseldorf sprach sich Pinkwart dafür aus, Preisrisiken für Rohstoffe stärker bei öffentlichen Auftraggebern zu belassen. „Das kann man zumindest mal zeitlich befristet überlegen“, sagte Pinkwart unserer Redaktion und kündigte darüber auch Gespräche mit den Kommunen an.

Viele Handwerksbetriebe zahlen zurzeit beim Materialeinkauf kräftig drauf, weil sich etwa Holz in der Zeitspanne zwischen Angebot und Rechnung deutlich verteuert. „Wir haben kein Interesse daran, dass Firmen Kurzarbeit anmelden müssen, weil sie ihre Vertragsverpflichtungen gegenüber dem Bauherrn nicht erfüllen können“, sagte Pinkwart. Die Frage der vorübergehenden Übernahme von Preisrisiken durch Bauherren und mögliche europarechtliche Hindernisse wolle er auch bei der nächsten Wirtschaftsminister-Konferenz in Düsseldorf auf die Tagesordnung setzen.

Könnte heimisches Schadholz besser verbaut werden?

Zudem will Pinkwart durch die bessere Nutzung von heimischem „Schadholz“ Entlastung bei Materialengpässen schaffen. „Wir müssen einfach einen gewissen Pragmatismus zeigen, damit Holz in einem Baubereich eingesetzt wird, der keinen optischen Anforderungen genügen muss“, so der Minister. Dazu zählten etwa Dachstühle. Die großen NRW-Bestände an Rundholz, die von Borkenkäfern befallen, aber dennoch verwertbar sind, könnten etwa durch baurechtliche Erleichterungen besser genutzt werden. „Das Thema müssen wir aufgreifen“, forderte Pinkwart. Neben Engpässen bei heimischen Sägewerke gibt es bei heimischen Kunden bislang Vorbehalte wegen optischer Beeinträchtigungen bei Schadholz. „Das Ausland findet unser Holz offenbar sehr attraktiv. Es wäre schön, wenn wir es auch so nutzen würden“, sagte Pinkwart.

Dachdecker in NRW beklagen seit Jahresbeginn 250 Prozent Preissteigerung

Die explodierende Nachfrage in den USA und in China nach Baumaterialien aus Europa sorgt bei zahlreichen Gewerken an Rhein und Ruhr seit Jahresbeginn für große Probleme. Man habe seit drei Monaten eine Lage, die das Baugewerbe als Rückgrat des Handwerks in der Corona-Pandemie gefährde, hatte der Unternehmensverband Handwerk NRW zuletzt geklagt. Dachdecker, Zimmerer oder Tischler hätten seit Jahresbeginn mit Preissteigerungen bei Holz um 250 Prozent zu kämpfen. Auf dieser Basis könne man bei Aufträgen „keine seriöse Kalkulation mehr vornehmen“. In der am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern in NRW schätzten 43 Prozent der befragten Betriebe die Rohstoff- und Energiepreise als zentrales Konjunkturrisiko ein.