Düsseldorf. Seit Montag können sich Geimpfte den digitalen Impfpass ausstellen lassen. Zum Start gibt es Probleme mit dem Apothekenverzeichnis.

  • Digitaler Impfnachweis seit Montag in Apotheken erhältlich
  • In NRW-Impfzentren Geimpfte bekommen den QR-Code automatisch zugesandt
  • Digitaler Impfnachweis wird europaweit einheitliches Format haben
  • Er kann in Apps wie der Corona-Warn-App oder der neuartigen CovPass hinterlegt werden

Digitaler Impfnachweis statt gelbem Impfausweis oder altem, weißen "Impfbuch": Seit Montag, 14. Juni, kann sich jeder bereits vollständig geimpfte deutsche Staatsbürger den dafür benötigten QR-Code in der Apotheke ausstellen lassen. Wer in einem der Impfzentren in NRW immunisiert wurde, soll ebenfalls den digitalen Impfpass bekommen – und zwar, ohne dass er oder sie sich noch aufwändig kümmern muss.

Über die Plattform mein-apothekenmanager.de stellt der Deutsche Apothekerverband eine Auflistung der teilnehmenden Apotheken zur Verfügung. Der Dienst startete am Montagmorgen gegen 8 Uhr und war prompt überlastet.

Plattform zur Apothekensuche war am Montagmorgen überlastet

„Das wird sich kurzfristig einpendeln“, sagte ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). In den ersten Morgenstunden seien bereits „etliche tausend Zertifikate“ ausgestellt worden. Insgesamt seien bereits mehr als 13.000 der knapp 19.000 Apotheken in Deutschland für die Digitalisierung von Impfnachweisen gelistet.

Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Thomas Dittrich, bat die Bürgerinnen und Bürger um etwas Geduld. „Die Apotheken müssen sich an diesen neuen Ablauf gewöhnen, die müssen diese Sachen umsetzen“, sagte Dittrich im ZDF-„Morgenmagazin“. „Insofern ist es wirklich hilfreich, wenn nicht alle sofort heute oder morgen kommen, sondern über die Zeit verteilt.“

„Es werden alle, die einen digitalen Impfnachweis haben wollen, diesen auch bekommen“, versicherte Dittrich zugleich. Die Apotheken hätten zwar „relativ wenig Zeit“ für die Umsetzung gehabt, „wir haben es aber geschafft“. Am Sonntagabend seien noch letzte Tests vorgenommen worden - „das Ganze funktioniert“.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum digitalen Impfpass im Überblick:

Was ist der digitale Impfpass?

Der digitale Impfpass ist (neben dem gelben, analogen Impfpass) eine zusätzliche, voraussichtlich fälschungssicherere Möglichkeit, Impfungen zu dokumentieren. Er erlaubt es Geimpften, ihren Impfnachweis lokal auf dem Smartphone zu speichern, um ihn bei Bedarf schnell vorzeigen zu können – zum Beispiel bei Restaurantbesuchen und Kulturveranstaltungen.

Damit er auch im Ausland anerkannt wird, wird der Impfpass europaweit ein einheitliches Format haben. Ab Juli soll er für das grenzüberschreitende Reisen in der EU genutzt werden können. Neben personenbezogenen Daten erhält der digitale Impfpass Informationen über den Impfzeitpunkt und den Impfstoff.

Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, rät aber dazu, trotzdem immer den gelben Impfpass bei sich zu tragen: „Denn möglicherweise wird es nicht überall technisch möglich sein, den QR-Code auszulesen.“ Auch den Personalausweis müsse man zwingend zusätzlich dabeihaben.

Wie genau funktioniert der digitale Impfpass?

Benötigt wird ein fälschungssicherer QR-Code, das sogenannte „Impfzertifikat“, das mit der Kamera gescannt und so auf das Smartphone geladen wird. Damit kann der digitale Impfpass dann in einer dafür bereitgestellten App aufgerufen und gesteuert werden.

„Der digitale Impfpass wird jetzt Schritt für Schritt ausgerollt und in den Apps verfügbar sein“, sagte eine Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Mittwoch (9. Juni).

Die Impfzertifikate können nur in Arztpraxen, Apotheken und den Impfzentren generiert und an die Geimpften weitergegeben werden, die sie entweder direkt scannen können oder auf einem Papierausdruck für später erhalten. Teilnehmende Apotheken starteten damit am Montag.

Ein digitaler Impfnachweis soll das gelbe Impfpass-Heft ergänzen. Er soll europaweit gültig sein. Ab Montag geben Apotheken die dafür erforderlichen QR-Codes heraus.
Ein digitaler Impfnachweis soll das gelbe Impfpass-Heft ergänzen. Er soll europaweit gültig sein. Ab Montag geben Apotheken die dafür erforderlichen QR-Codes heraus. © Jonas Güttler/dpa

Wie viele Apotheken werden mitmachen?

„Etwa jede vierte“, schätzt Thomas Preis für den Bereich Nordrhein. Das heißt: ungefähr genauso viele, wie sich an der Durchführung der Bürgertests beteiligt hätten. „Die Ausstellung des Impfpasses bedeutet einen hohen zusätzlichen Aufwand, personell wie technisch“, gibt Preis zu bedenken.

Unter anderem müssten die Daten des Geimpften manuell eingegeben werden, was einen nicht unerheblichen Zeitaufwand bedeute. „Viele Apotheken werden wahrscheinlich, wie bei den Schnelltests, ein Online-Terminbuchungssystem einrichten“, so Preis. Gerade für den Beginn der Aktion bat er um um Geduld: „Es ist gut möglich, dass einige Apotheken erst zu einem späteren Zeitpunkt einsteigen können.“

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Eine Sprecherin des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe konnte noch keine konkrete Zahl nennen, sagte aber: „Wir gehen davon aus, dass die meisten Apotheken vor Ort bereit sind, diese Aufgabe zu übernehmen.“ Die Zahl der Nachfragen aus den Apotheken zeige, dass das Interesse sehr groß sei.

Was muss man für die Ausstellung dabei haben?

Nur den Personalausweis und einen Corona-Impfnachweis. "Das können der gelbe oder weiße Impfpass oder ein individuelles, vom jeweiligen Impfarzt ausgestelltes Dokument sein“, erklärt Thomas Preis.

Wie weit sind die Impfzentren?

"In dieser und auch in der kommenden Woche laufen im Rheinland noch entsprechende Tests und notwendige Vorbereitungen in den Impfzentren", sagte Christoph Schneider, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) am Mittwoch (9. Juni). Aktuell sei davon auszugehen, dass das Angebot ab Ende Juni flächendeckend an den Start gehen könne.

Auch Vanessa Pudlo, Sprecherin der Kassenärzlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), betonte: "Die Ausstellung eines elektronischen Impfzertifikats ist in den Impfzentren und in den Arztpraxen im Moment noch nicht möglich." Die Softwarehersteller befänden sich derzeit noch in der Entwicklung und Erprobung der Verfahren. Im Moment würden noch viele Einzelheiten zwischen den verschiedenen Beteiligten abgestimmt.

Künftig soll der QR-Code für den digitalen Impfpass direkt bei der Impfung in den Impfzentren mitgegeben werden.

Ich wurde bereits zweimal in einem Impfzentrum geimpft. Wie komme ich an den digitalen Impfpass?

All die Impflinge, deren Zweitimpfung in einem der Impfzentren bereits erfolgt ist, müssen nichts weiter veranlassen, stellte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Sonntag klar. "Sie bekommen die Codes automatisch bis Ende Juni per Post zugeschickt." So sollten auch die Apotheken und Arztpraxen entlastet werden, ließ Laumann mitteilen.

Er bat die zweifach Geimpften um etwas Geduld: Sie "sollten nun nicht sofort die nächste Apotheke oder Praxis aufsuchen oder die Hotlines der Kassenärztlichen Vereinigungen anrufen, um den QR-Code zu erhalten. Das ist nicht nötig". Bis Ende des Monats hätten sie ihren QR-Code im Briefkasten. Aktuell werde ein Impfnachweis in vielen Lebensbereichen auch nicht gebraucht.

Welche Pläne gibt es noch für Arztpraxen?

Für Arztpraxen soll es in absehbarer Zeit ein sogenanntes Impfzertifikatsmodul für das eigene Praxisverwaltungssystem geben. Damit würde für den Arzt die zeitaufwändige Eingabe von Personen- und Impfdaten entfallen, da auf Knopfdruck das Impfzertifikat direkt aus dem Praxisverwaltungssystem erstellt werden könnte.

Welcher Impfstoff wird bei einer Kreuzimpfung auf dem digitalen Impfpass angegeben?

Manche Bürger haben beispielsweise bei der Erstimpfung Astrazeneca und bei der Zweitimpfung Biontech bekommen. Hierbei hätte die Gefahr bestanden, dass eine Kreuzimpfung in manchen Ländern nicht anerkannt wird. Nach jetzigem Stand soll aber nur der bei der letzten Impfung verwendete Impfstoff angegeben werden. Außerdem steht fest: Der verwendete Impfstoff wird demjenigen, der den Impfpass kontrolliert, nicht angezeigt. (mit AFP)