Düsseldorf. Mehrere Verbände fordern den Inzidenzwert 50 als Schwelle für Präsenzunterricht. Elternschaft der Gymnasien begrüßt die Landespläne.

Mehrere Lehrerverbände sowie die Landeselternkonferenz (LEK) fordern, die Rückkehr zum Präsenzunterricht in NRW erst zu gestatten, wenn der Inzidenzwert in einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt stabil unter 50 liegt.

Weder die Schülerinnen und Schüler noch eine Vielzahl der Lehrkräfte der weiterführenden Schulen haben bisher die Möglichkeit erhalten, sich vollständig gegen COVID-19 impfen zu lassen. Der vorgesehene Grenzwert von 100 bei der Inzidenz steht im Widerspruch zu den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes (RKI), denen zufolge erst ab einer Inzidenz von unter 50 die Rückkehr zum Präsenzunterricht verantwortbar ist“, erklärte Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbandes NRW. Andere Bundesländer, darunter auch Bayern, richteten sich nach diesen Vorgaben.

Sorge vor neuen Schulschließungen

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatten angekündigt, dass die Schulen in NRW ab dem 31. Mai in den Präsenzunterricht zurückkehren. Voraussetzung dafür ist eine stabile Sieben-Tage-Inzidenz unter 100.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält, wie der Philologenverband, den Inzidenzwert 50 für geeignet und verweist auf die entsprechende Einschätzung des RKI. GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern fragt: "Wieso weicht die Landesregierung von dieser Empfehlung ab?“. Viele Lehrer seien noch nicht geimpft, die Inzidenzwerte bei Kindern und Jugendlichen nach wie vor deutlich höher als in der Gesellschaft insgesamt. „Hier ist Vorsicht geboten. Niemand hat etwas davon, wenn Schulen nach einer kurzen Phase wieder schließen müssen.“, so Finnern in einer Pressemitteilung.

Die Landeselternkonferenz lehnt in einer aktuellen Mitteilung „Präsenzunterricht um jeden gesundheitlichen Preis“ ab. Die Empfehlung des RKI, erst bei einem Wert von 50 zu öffnen, werde vom NRW-Schulministerium abermals ignoriert, und nur wenige Kommunen hätten die Schulen konsequent mit Luftreinigungsgeräten ausgestattet.

Landeseltern Gymnasien: „Derzeit gibt es kaum einen sichereren Ort als die Schule“

Die Landeselternschaft der Gymnasien schätzt die Lage anders ein. Es sei richtig, die Kinder ab Ende Mai wieder in die Schulen zu lassen. „Wir begrüßen die Entscheidung, bei Wegfall der Bundes-Notbremse einen Unterricht in voller Präsenz wieder zu erlauben“, betonte Oliver Ziehm, neuer Vorsitzender der dieser Landeselternschaft.

Mit Blick auf die durch die Pandemie verursachten Lernlücken scheine es nicht sinnvoll, ohne Not wieder eine oder mehrere Wochen „richtiges Lernen“ zu streichen. Diese Lücken müssten dann mit viel Geld, hohem Organisationsaufwand, Urlaubsverzicht und wenig Effektivität in den Sommerferien ein Stück weit geschlossen werden. „Derzeit gibt es kaum einen sichereren Ort als die Schule“, meint Ziehm.