Düsseldorf. Wer brav wartet, bis er an der Reihe ist, könnte das Nachsehen haben. Gemeinnützige Portale mischen bei der Terminvergabe mit.

Seit Wochen versichert die Landespolitik, die Impfkampagne nehme endlich Fahrt auf. Bei näherem Hinsehen wird aber klar, dass im Mai nach wie vor der Mangel den Impffortschritt prägt. Und viele, die sich geduldig an die Priorisierung halten, nehmen verwundert wahr, dass in ihrem Freundes- und Verwandtenkreis Geimpfte sind, die eigentlich noch nicht an der Reihe wären. Was muss man beachten, wenn man einen Termin ergattern will? Hier ein Überblick

Den Hausarzt fragen:

Jeder kann seinen Hausarzt nach einem Impftermin fragen. Die Impfpriorisierung für Astrazeneca ist aufgehoben. Den Medizinern steht es auch frei, andere Produkte zu verimpfen, wenn keine priorisierten Personen, zum Beispiel Ältere und Vorerkrankte, ein Angebot in Anspruch nehmen wollen. Aber die Nachfrage ist riesig und das Angebot überschaubar. „Die Praxen stehen momentan vor der Herausforderung, diesen Ansturm zu organisieren und die Ungeduld und oft leider auch den Unmut derjenigen, denen sie noch keinen Impftermin anbieten können, abzufangen“, erklärt Anke Richter-Scheer, Chefin des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe.

Aktuell werde den Praxen fast nur Astrazeneca zur Verfügung gestellt, Biontec sei in erster Linie den Zweitimpfungen vorbehalten. „Die Nachfrage nach beiden Impfstoffen ist größer als unser derzeitiges Kontingent“, so Richter-Scheer. Sie empfiehlt, sich zunächst über die Internetseite einer Praxis zu informieren und die Praxis-Teams nicht durch zusätzliche Anrufe zu belasten. Oftmals könnten sich Interessierte online für Termine und Wartelisten registrieren. Wer keinen Hausarzt hat, sollte sich bei niedergelassenen Ärzten informieren.

Termin im Impfzentrum

Die „klassische“ Methode: Wer innerhalb der Impfpriorisierung an der Reihe ist, bucht Termine online – über https://termin.coronaimpfung.nrw/home (Rheinland) oder www.impfterminservice.de/impftermine (Westfalen) oder telefonisch unter 0800 116 117-01 (Rheinland) und 0800 116 117-02 (Westfalen). Derzeit sind Teile der „Prio-Gruppe 3“ aufgerufen. Dazu zählen zum Beispiel Angehörige bestimmter Berufsgruppen wie Lehrer an weiterführenden Schulen und Menschen mit Vorerkrankungen. Das Problem: „Für den Mai sind praktisch alle Termine vergeben“, erklärt eine Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Im Juni dürften wieder Termine verfügbar sein. Wie viele, ist noch offen.

Lokale Terminbörsen

Einige Kreise wie Borken und Unna bieten der örtlichen Bevölkerung eine Online-Registrierung für übrig gebliebene Impfstoff-Dosen an. Das Interesse ist groß. Die meisten NRW-Bürger haben dieses Angebot nicht. Es hindert sie aber niemand daran, bei ihrer Kommunalverwaltung nachzufragen. Möglich, dass es Listen für Impfwillige auf lokaler Ebene gibt, so ein Insider.

Impfung am Arbeitsplatz

„Wir könnten sofort mit dem Impfen starten“, sagt Dr. Anette Wahl-Wachendorf, Vizepräsidentin des Verbandes Deutscher Betriebs- und Werksärzte. Es steht aber in den Sternen, ob die Betriebsärzte tatsächlich, wie vom Bund, angestrebt, ab dem 7. Juni im großen Stil in die Immunisierung einsteigen. „Wir wissen derzeit weder wie viel noch welcher Impfstoff uns zur Verfügung stehen wird“, so die Medizinerin. Mitarbeiter von größeren Firmen mit eigenen Betriebsärzten könnten tendenziell im Vorteil sein. Aber auf eine zeitnahe Betriebsimpfung kann derzeit keiner fest bauen. Wichtigster Rat: Den Arbeitgeber nach dessen Impfplänen fragen.

Impftermin über Vermittlungsportale

Portale wie „sofort-impfen.de“ und „impfpool.de“ werden, obwohl erst seit Kurzem am Start, von Impfinteressierten regelrecht überrannt. „Sofort impfen“ hat mehr als eine Million Wartende auf der Liste, „Impfpool“ rund 330.000. Die Vermittlungschancen scheinen derzeit überschaubar zu sein, denn es müssten mehr Praxen bei diesen Projekten mitmachen. Der Hausärzteverband Westfalen-Lippe sagt dazu: „ist am Ende eines Tages Impfstoff übrig, den die Arztpraxis nicht an eigene Patienten verimpfen konnte, können Portale wie diese eine Möglichkeit sein, Impfstoff vor dem Verfall zu bewahren.“ Allerdings müssten die Portale durch Ärzte mit Daten gefüttert werden. „Das bedeutet zusätzliche Arbeit, die angesichts der enormen Belastung in den Praxen momentan nicht jeder wird leisten können.“

Der gute Rat:

Fahren Sie mehrgleisig und melden sich auf unterschiedlichen Wegen an. Wichtig: Wer einen Termin hat, zum Beispiel beim Hausarzt, sollte sich aus anderen Listen streichen lassen. Die Impfzentren haben viel Mühe mit Terminen, die nicht abgesagt werden.