Essen. 2020 floppte ein Ferienprogramm des Landes zur Aufarbeitung von Corona-Lernlücken. Beim neuen Anlauf ist erstes Interesse in den Städten geweckt.
Vom Land NRW geförderte Nachhilfe-Angebote für Kinder und Jugendliche zum Aufholen von Lernlücken nehmen langsam an Fahrt auf. Das Schulministerium hatte Anfang März ein 36-Millionen-Euro-Förderprogramm mit dem Namen „Extra-Zeit zum Lernen“ auf den Weg gebracht, damit Schüler und Schülerinnen an Nachmittagen, Wochenenden oder in den Ferien Lernstoff nachholen können, den sie infolge der Pandemie verpasst haben. In den ersten drei Wochen ist nach Angaben des Ministeriums bereits ein Fördervolumen von über 1,5 Millionen Euro bewilligt worden. Damit sei das Projekt sehr erfreulich gestartet, hieß es am Freitag aus dem Ministerium.
Bis Ende März gab es Gelder für 665 Gruppen- und 183 Einzelmaßnahmen. In welchen Städten die Landesmittel beantragt worden sind, wurde nicht genannt. Das Programm soll bis Mitte 2022 laufen. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte im März gesagt, die Fördergelder seien eine „ebenso notwendige wie sinnvolle Investition in die Bildungsgerechtigkeit und die Bildungschancen unserer Kinder und Jugendlichen“.
Ministerium: Auch Träger, die 2020 nicht zum Zug kamen, werden diesmal erreicht
Ein erstes Förderangebot des Landes war mit viel Kritik aus den Rathäusern im Sommer 2020 gefloppt: Von damals zur Verfügung stehenden 75 Millionen Euro hatten die Städte zunächst nur 1,4 Millionen Euro abgerufen, um Lernangebote für Kinder in der Pandemie zu schaffen. Das Förderprogramm war erst kurz vor Ferienbeginn bekannt gemacht worden, Städte hatten kaum Zeit zur Vorbereitung und vielfach bereits eigene Angebote organisiert. Der Förderzeitraum wurde daraufhin verlängert.
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Aus Sicht des Schulministeriums ist das Antragsverfahren diesmal entschlackt worden, Angebote können flexibler gestaltet werden, die Laufzeit ist zudem von Anfang an länger als 2020. Auch Träger, die im Vorjahr keine Maßnahmen angeboten haben, befinden sich nun in Planungen und Absprachen mit den Bewilligungsbehörden, hieß es aus dem Ministerium.
Ruhrgebiets-Stadt: Zu viele Programme - Kapazitätsgrenze erreicht
Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetags NRW, begrüßte zwar die Unterstützung des Landes. Kritisch falle aber auf, dass die NRW-Regierung noch keine adäquaten Konzepte entwickelt habe, damit Schüler pandemiebedingte Lernlücken füllen könnten, sagte Dedy. „Es kann nicht Aufgabe der Kommunen sein, ausgefallenen Unterricht aufzuholen.“
Aus Sicht der Städte sei es sinnvoll, bestehende Strukturen wie etwa die Schulsozialarbeit, Kinder- und Jugendhilfe oder die Ganztagsbetreuung zu stärken. „Das Land muss diese Angebote nachhaltig fördern, denn wir werden diese auch nach Ende der Pandemie brauchen“, sagte Dedy dieser Redaktion.
Im Regierungsbezirk Düsseldorf hatte es bereits Kritik am neuen Landes-Förderprogramm geben. Viel Bürokratie und fehlerhafte Informationen bremsten es aus, lautete ein Vorwurf, den die „Rheinische Post“ unlängst zitierte.
Eine Kommune im Norden des Ruhrgebiets ergänzte gegenüber dieser Redaktion, dass es insgesamt zu viele Förderprogramme rund um Schule gebe. Der Verwaltungsaufwand sei groß und man gerate gerade in der Pandemie an die Kapazitätsgrenze. Statt immer neuer zeitlich begrenzter Programme brauche es verlässlich höhere Landeszuweisungen an die Schulträger.