Düsseldorf. Mancherorts geht die Impf-Nachfrage der über 80-Jährigen zurück. Kein Grund, Jüngere in die Impfzentren einzuladen, sagt die NRW-Regierung.

Man stelle sich vor, ein Impfzentrum in NRW könnte heute schon nicht nur über 80-Jährige gegen das Coronavirus immunisieren, sondern auch schon Jüngere. Die meisten Kommunen haben noch alle Hände voll mit dem Impfen der Hochaltrigen zu tun, aber die ersten könnten sich eine Erweiterung durchaus vorstellen. Gelsenkirchen, zum Beispiel.

„Wir verzeichnen einen deutlichen Rückgang der Buchungen von über 80-jährigen. Ob nun die Impfungen für die unter 80-jährigen vorgezogen werden können, muss das Land regeln. Wir würden das sehr begrüßen“, sagte Luidger Wolterhoff, der Leiter des Gelsenkirchener Krisenstabs, dieser Redaktion.

Über 70-Jährige werden erst ab Mitte April geimpft

Das Problem: Sogar dann, wenn ein kommunales Impfzentrum die Kapazitäten dafür hat, darf es Impfwilligen zwischen 70 und 79 Jahren noch kein Angebot machen, denn diese Gruppe ist regulär erst ab Mitte April dran.

Corona-Impfstoff ist in NRW noch Mangelware. Bis die Menschen zwischen 70 und 79 Jahren ins Impfzentrum eingeladen werden, dürfte es noch bis April dauern. Dabei gäbe es mancherorts durchaus schon Kapazitäten.
Corona-Impfstoff ist in NRW noch Mangelware. Bis die Menschen zwischen 70 und 79 Jahren ins Impfzentrum eingeladen werden, dürfte es noch bis April dauern. Dabei gäbe es mancherorts durchaus schon Kapazitäten. © Martin Möller / Funke Foto Services

„Die aktuelle Erlasslage sieht noch keine Impfungen der Personengruppe der über 70-Jährigen vor“, stellt das NRW-Gesundheitsministerium auf Nachfrage klar. Die Impfung der über 80-Jährigen laufe immer noch, und diese sehr alten Menschen sollen nun vielerorts auch noch zusätzliche Impftermine erhalten. 75.000 zusätzliche Impfdosen für Erstimpfungen würden kurzfristig bereitgestellt, so das Land.

Zentren müssen immer wieder Impfwillige wegschicken

„Die Menschen über 70 Jahren müssen sich leider noch etwas gedulden“, erklärt eine Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Sie sagt aber auch, dass immer wieder Menschen in den Zentren auftauchten, die zwar zuvor einen Termin gebucht hätten, aber die Voraussetzungen für die Impfung nicht erfüllten. Diese Personen würden dann wieder weggeschickt.

Andere machten sich Sorgen, den richtigen Zeitpunkt für die Impfung zu versäumen. Das Chaos bei der Terminvergabe für die über 80-Jährigen dürfte viele verunsichert haben.

Termine für die 70-79-Jährigen werden in NRW voraussichtlich ab Anfang April vergeben. In Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Schleswig-Holstein können 70- bis 79-Jährige bereits jetzt Impftermine buchen. Berlin verschickt die Einladungen an die Gruppe "Ü70" seit Ende Februar. Der Ruf nach weiteren Impfstoffen wie Sputnik V aus Russland wird inzwischen lauter.

Schwer Pflegebedürftige werden daheim geimpft

Der neue Impferlass des Landes NRW enthält weitere Details: Neben Personen mit dem höchsten Pflegegrad 5 sollen jetzt auch bettlägerige Menschen über 80 Jahren sowie Patienten mit Pflegegrad 4 in ihrer Wohnung geimpft werden. Sie sollen sich für ein Impfangebot an ihren Hausarzt wenden und dürfen bis zu zwei Kontaktpersonen nennen, die mitgeimpft werden können. Die Hausärzte könnten den Impfstoff über die Impfzentren beziehen oder Patienten benennen, die durch mobile Teams des Impfzentrums immunisiert werden sollen.

Außerdem ist geplant, Menschen mit Vorerkrankungen künftig in Arztpraxen impfen zu lassen. Bund und Länder verhandeln darüber. Besondere Härtefälle könnten bereits jetzt in Impfzentren ein Angebot erhalten.