Düsseldorf. Weniger Betten belegt, mehr Personal nötig, hohe Hygieneauflagen: Krankenhausgesellschaft warnt vor “Strukturbruch“ in der Versorgung.
Die Corona-Krise bringt offenbar immer mehr Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen in Existenznöte. Allein im Januar seien gegenüber dem Vorjahr Einnahmeausfälle von mehr als 370 Millionen Euro aufgelaufen, berichtete die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) am Montag. Die Bettenbelegung sei bei erhöhtem Personalaufwand um fast 22 Prozent eingebrochen, hinzu kämen stark rückläufige Einnahmen bei Wahlleistungen und in der ambulanten Versorgung.
Die KGNW stützt sich auf eine Umfrage, an der 174 von landesweit 345 Krankenhäusern teilgenommen haben. Für die Schieflage sorgen verschobene planbare Eingriffe, die derzeitige Scheu mancher Patienten vor einem Krankenhaus-Aufenthalt sowie hohe Hygieneauflagen durch Corona. Oftmals ist in Mehrbettzimmern nur noch Einzelbelegung möglich. Mit Covid-19 infizierte Patienten auf Isolierstationen binden zudem deutlich mehr Personal als üblich.
Krankenhäuser fordern jetzt schnell einen Rettungsschirm
„Die Krankenhäuser brauchen jetzt schnell eine verlässliche Zusage für einen echten Rettungsschirm für das gesamte Jahr 2021“, forderte der Präsident der Krankenhausgesellschaft, Jochen Brink. NRW drohe ein „gewaltiger Strukturbruch“ in der medizinischen Versorgung. Schon jetzt blickten viele Häuser in den Abgrund, so Brink.
Anders als während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 erhalten inzwischen nicht mehr alle Krankenhäuser finanzielle Ausgleichszahlungen. Die Bundesregierung konzentriert die Hilfen nun vornehmlich auf Kliniken in Regionen mit einem Inzidenzwert von über 70 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner. Da das aktuell nur noch auf 16 der 53 Kreise und kreisfreien Städte in NRW zutrifft, könnten die übrigen Klinikmanager auf den finanziellen Corona-Folgen sitzenbleiben.
Seit Pandemie-Beginn wurden in NRW mehr als 60.000 Corona-Patienten stationär behandelt, davon etwa 20 Prozent auf Intensivstationen. Die allermeisten Infizierten wurden nicht in den großen Unikliniken versorgt, sondern im wohnortnahen Krankenhaus.