Düsseldorf. Nur ein Bruchteil der Landes-Millionen für Luftfilter wurde abgerufen. Nicht alle Kommunen trauen den geforderten Anti-Virus-Geräten.
Zumindest das Wetter meint es gut mit Nordrhein-Westfalens Schülern. Pünktlich zum Wiederanfahren des Präsenzunterrichts in der Pandemie sind die Temperaturen kräftig gestiegen. Die von der Kanzlerin empfohlenen Kniebeugen müssen vielleicht nicht sein. Auch ein Jahr nach Ankunft des Corona-Virus in NRW gilt regelmäßiges Stoßlüften des Klassenraumes neben dem Tragen von medizinischen Masken noch als bester Schutz vor Ansteckung. Die vielfach geforderten Luftfilter, die seit geraumer Zeit etwa im Düsseldorfer Landtag surrend ihren Dienst versehen, haben sich im Schulbetrieb bislang nicht durchgesetzt.
Die Landesregierung hatte den Kommunen für den Kauf von Luftfiltern ein Programm über 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das Geld wurde jedoch nur spärlich abgerufen. Manche Kommunen sollen mit der Koordination von Bestellung und Verteilung der Geräte auf die einzelnen Schulen überfordert gewesen sein, weil die Stadtverwaltungen gerade auf anderen Corona-Baustellen gefordert sind. Zumal zuerst nicht klar war, welcher Anbieter sich wirklich eignet. Deshalb gab es vereinzelt die Forderung nach einer zentralen Beschaffung der Luftfilter durch das Land.
Wie gut helfen Luftfilter gegen gefährliche Aerosole?
Allerdings gibt es auch Städte, die sich bewusst gegen die Technik entschieden haben. Zum Beispiel Essen. Hintergrund sei eine nicht abschließend geklärte bzw. nicht ausreichend gegebene Wirksamkeit der Filteranlagen, erklärte eine Stadtsprecherin. Tatsächlich hat das Bundesumweltamt Zweifel angemeldet, ob mobile Luftreinigungsgeräte die Infektionsgefahr in dicht belegten Klassenräumen wirklich mindern. Auch Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte zuletzt im Landtag die Erwartungen an Luftfilter gedämpft. Diese seien „keine Wundermaschinen“, die weitere Hygieneregeln obsolet machten.
In Köln war es sogar zu einem Streit zwischen Stadtverwaltung und engagierten Eltern gekommen: Aus Spendengeldern finanzierte Luftfilter wollte der Schulträger zunächst nicht zum Einsatz kommen lassen. Groß ist offenbar die Sorge bei vielen Verantwortlichen, dass man mit Hightech Kinder und Lehrer in falscher Sicherheit wiegen könnte.
Kita-Träger lehnten Anschaffung von Luftfiltern ab
Experten hatten in Vergleichsstudien zum Kampf gegen winzige virushaltige Aerosole sogar herausgefunden: Luftreiniger sind kein Ersatz fürs Lüften. Wer alle Fenster drei Minuten lang ganz öffne, erziele ein besseres Ergebnis, als wenn er vier Lüfter eine halbe Stunde laufen lassen. Allerdings wurden auch andere Studien veröffentlicht, die eine deutliche Minderung der Viruskonzentration in der Luft durch Reinigungsgeräte nachzuweisen schienen.
NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) erklärte zu Wochenbeginn, eine Abfrage bei Kita-Trägern habe kein Interesse an den Geräten gezeigt. Dabei war das Land bereit, ein Förderprogramm auf die am Montag wieder in den eingeschränkten Regelbetrieb startenden Kitas auszuweiten.