Essen./Düsseldorf. Schulpsychologe mahnt: Kinder und Jugendliche leiden im Lockdown. Streit um schnelle Impfung für Lehrer und Erzieher
Bevor in der kommenden Woche Bund und Länder darüber verhandeln, wie es in den Schulen ab dem 14. Februar weitergehen soll, wird der Ruf nach einer zügigen Rückkehr zum Präsenzunterricht in NRW lauter. Viele Eltern und Schüler seien am Ende ihrer Kräfte, warnte der Schulpsychologe Uwe Sonneborn im Gespräch mit dieser Zeitung.
Der Präsenzunterricht solle daher so rasch wie möglich wieder beginnen. „Die Kinder und Jugendlichen leiden unter Einsamkeit, ihnen fehlen die sozialen Kontakte, zugleich ist der Leistungsdruck enorm“, so Sonneborn.
Experte: Schulen sind keine Infektionstreiber
Der Essener Epidemiologe Prof. Karl-Heinz Jöckel schließt sich angesichts sinkender Infektionszahlen dieser Forderung an: „Ich halte es für dringend angezeigt, dass wir die Schulen wieder öffnen.“ Schulen und Kitas seien sehr wahrscheinlich keine Treiber der Pandemie.
SPD-Schulexperte Jochen Ott sagte am Freitag nach einem zweiten „Schulgipfel“ seiner Landtagsfraktion mit Bildungsverbänden, dass sich besonders Lehrer- und Schülervertreter in NRW dafür aussprächen, jetzt zunächst die Abschlussjahrgänge wieder in den Präsenzunterricht zu lassen.
Virologe warnt vor Corona-Mutationen
Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetags NRW erklärte: „Wenn Lockerungen der Maßnahmen möglich werden, sollten Schulen und Kitas bei den Öffnungen als erste dabei sein. Denn Schule und Kita sind nicht nur Orte des Lernens und der Betreuung, sondern auch Orte des sozialen Miteinanders.“
Es gibt aber auch mahnende Stimmen. Prof. Jörg Timm, Virologe am Uni-Klinikum Düsseldorf, erinnerte an die möglichen Gefahren durch Virus-Mutationen: „In der jetzigen Phase der Pandemie ist eine Öffnung der Schulen ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen schwer zu rechtfertigen“, sagte Timm auf Nachfrage.
Streit um Impfungen für Lehrkräfte und Erzieher
Unterdessen ist in NRW eine Diskussion darüber entbrannt, ob Lehrer und Erzieher vor einem möglichen Schulstart geimpft werden sollten. Der Impfstoff von Astrazeneca, der in Deutschland derzeit nicht an Menschen ab 65 Jahren verimpft wird. soll eigentlich zunächst medizinisches Personal schützen.
NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) sprach sich aber dafür aus, Beschäftigen in der Kindertagesbetreuung und in Schulen Vorrang bei der Impfung damit einzuräumen. Dies erleichtere in Schulen und Kitas womöglich den „Weg zur Normalität“, sagte er dem „Kölner Stadtanzeiger“. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) nannte eine Priorisierung der Lehrkräfte „erstrebenswert und sinnvoll.“ Auch der Bundesverband der Berufsschullehrer und die Schulleitungsvereinigung NRW trommeln für Lehrer-Impfungen.
Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft GEW, Maike Finnern, sagte, je eher Schulpersonal und Erzieher geimpft würden, desto besser. Es sei aber nicht in Ordnung, „in einen Wettbewerb mit dem medizinischen Personal“ einzusteigen.