Essen. In einer Umfragen beklagen Eltern, dass Schulen ihre Kinder unterschiedlich gut digital ausstatten. Das fördere Bildungsungleichheit.

Küchentisch statt Schulbank: Dass Kinder bereits in der siebten Woche des zweiten Lockdowns fast ausschließlich zu Hause lernen, verstärkt offenbar die Bildungsungleichheiten. Das geht aus einer Umfrage unter rund 22.000 Eltern in Nordrhein-Westfalen hervor, die die Landeselternkonferenz NRW am Donnerstagabend veröffentlicht hat.

Demnach sind ausgerechnet Schulformen mit besonders großen Herausforderungen bei der technischen Ausstattung benachteiligt: Während rund 60 Prozent der Gymnasiasten Tablets oder Laptops bereitgestellt bekommen, hat weniger als jeder dritte Haupt- und Realschüler Zugang dazu. Auch unter Gesamt- und Förderschülern ist die technische Ausstattung durch die Schulen nach Angaben der befragten Eltern schlechter: Weniger als jeder zweite Gesamtschüler und etwa 37 Prozent der Förderschüler verfügen über entsprechende Endgeräte.

Anke Staar, Vorsitzende der Landeselternkonferenz NRW
Anke Staar, Vorsitzende der Landeselternkonferenz NRW © Staar/LEK

Da die Umfrage online stattgefunden hat, geht Anke Staar, Vorsitzende der Landeselternkonferenz davon aus, dass ausgerechnet Familien ohne digitale Ausstattung sogar unterrepräsentiert sind. „Die Realität könnte also noch schlechter aussehen“, vermutet Staar.

Drei von zehn Schülern haben nur einmal die Woche Kontakt zum Lehrer

Deutlich wird in der nicht repräsentativen Umfrage zur Digitallehre im zweiten Lockdown auch, dass der Kontakt zwischen Lehrern und Schülern unterschiedlich intensiv ist. Über alle Schulformen hinweg haben drei von zehn Schülern nur wöchentlich Kontakt zum Lehrer, wie ihre Eltern erklären. Die Familien wünschen sich mehrheitlich mehr Unterstützung durch Lehrkräfte, heißt es von der Landeselternkonferenz.

Fast ein Drittel der Grundschüler und Gesamtschüler erhält laut Befragung keine pädagogische Hilfe und jedes dritte Elternteil berichtet davon, dass es keinen Stundenplan gebe. Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass es inzwischen mehrheitlich ein strukturiertes Angebot fürs Distanzlernen gibt, mit Stundenplänen und auf digitalen Plattformen.

Das Lernen an sich hat sich stark verändert. An die Stelle des Unterrichts sind vor allem schriftliche Arbeiten gerügt. Kinder verbringen je nach Schulform und Alter zwischen 150 und 360 Minuten im Distanzunterricht. Je älter sie sind desto mehr Online-Angebote erhalten sie zusätzlich zum eigenständigen Lernen.

Elternvertreter fordern Anrecht auf Tablets für alle Kinder

Die Landeselternkonferenz warnt angesichts der Umfrageergebnisse vor einer Verschärfung der Bildungsungleichheiten. Die Elternvertreter fordern, dass jeder Schüler ungeachtet der Schulform, die er besucht, ein Anrecht auf ein digitales Endgerät haben müsse. Dies müsse im Lernmittelgesetz verankert werden. Dass finanziell benachteiligte Eltern derzeit für bereitgestellte Leihgeräte eine Haftungsklausel unterzeichnen müssen, sei eine Benachteiligung dieser Familien und hemme die Nutzung, heißt es.

Eine bessere digitale Ausstattung allein wird die Situation nach Ansicht der Landeselternkonferenz aber nicht wesentlich verbessern. Tablets helfen nicht, wenn der eigentliche digitale Unterricht nur in einem geringen Umfang durchgeführt wird, so die Mahnung.