Düsseldorf. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) vertraut den Hygienekonzepten der Kirchen, sein Vize Joachim Stamp (FDP) hat Zweifel.

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Die Frage, ob Weihnachten Präsenzgottesdienste in NRW möglich sein sollten, spaltet kurz vor dem Fest die Landesregierung. Während sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Dienstag gegen ein Verbot aussprach, forderte sein Stellvertreter Joachim Stamp (FDP) die Kirchen auf, in ganz Deutschland Präsenzgottesdienste abzusagen.

Laschet hatte zuvor mit dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und anderen Repräsentanten der Landeskirchen und Bistümer gesprochen. Viele Präsenzgottesdienste würden ohnehin abgesagt, so der Ministerpräsident, in einigen großen Kirchen wie dem Kölner Dom aber angeboten. Die Evangelische Kirche von Westfalen hatte ihren Gemeinden dazu geraten, auf Präsenzgottesdienste ganz zu verzichten.

Appell an die Freikirchen: "Orientiert euch bei der Hygiene an den großen Kirchen."

„Mit großem Verantwortungsgefühl“ hätten sich die Evangelischen Kirchen und katholischen Bistümer laut Laschet auf Gottesdienste unter strengem Infektionsschutz vorbereitet. Die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin seien sich einig, dass Gottesdienste zuzulassen sind. Er richtete aber einen „dringlichen Appell“ an die Freikirchen im Land, die Infektionsschutzkonzepte der großen Kirchen zu übernehmen. „Da wurden die Regeln nicht immer eingehalten“, kritisierte Laschet. Er selbst werde auf den Gang zur Christmette verzichten und Weihnachten daheim mit seiner Frau und seinen drei erwachsenen Kindern feiern.

Vize-Ministerpräsident Stamp hat hingegen angesichts der vielen Neuinfektionen und der belasteten Kliniken kein Verständnis für Gottesdienste. „Als Christ fällt es mir schwer, zum generellen Verzicht auf Präsenz-Gottesdienste an Weihnachten aufzurufen“, sagte er. Stamp befürchte aber trotz guter Hygienekonzepte ein Abstandsproblem der Kirchgänger, auch vor den Kirchen.

Reguläres Abi 2021? Laut Laschet ist derzeit keine Prognose möglich

Auf mögliche Probleme beim Abitur 2021 angesprochen, sagte Laschet, es sei offen, ob es ein reguläres Abitur geben könne. Dies gehöre zu den vielen „Unwägbarkeiten“ in der Krise. Jede Prognose, die über den 10. Januar hinausgehe, sei „nicht seriös“. Wichtig sei hier ein bundeseinheitliches Vorgehen. Der Wille sei da, die Schüler – wie im vergangenen Jahr – zu regulären Abschlüssen zu führen. „Aber garantieren kann heute niemand etwas“, so Laschet.

Laschet: Große Teile der Union haben kein Interesse am Bruch mit dem Kurs von Merkel

Er selbst selbst rechnet sich weiterhin gute Chancen aus, Mitte Januar zum Bundesvorsitzenden der CDU gewählt zu werden. Laschet konkurriert um dieses Amt mit Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Angela Merkels „Kurs der Kontinuität“, für den auch Laschet steht, erfahre in der Union „zunehmend Unterstützung“. Ein Bruch mit Merkel und ein Zurück in die Vergangenheit dürfte seiner Meinung nach auf dem Parteitag keine Mehrheit finden.

Für ihn sei das Krisenjahr 2020 „das anstrengendste Jahr, das ich je in der Politik erlebt habe“. Laschets eher abwägender Umgang mit der Krise sei nicht so leicht zu vermitteln: „Ein Kurs, der auch liberale Grundrechte im Blick hat, braucht manchmal einen Satz mehr zur Erklärung als das schlichte Verbieten.“